Abenteuer-Wochenende

Veröffentlicht auf von Szintilla

 

Ein geruhsamer Sonntag liegt hinter mir, ein Sonntag wie ich ihn nach dem Samstag dringend brauchte.

Der samstägliche NRW Tag, war ein turbulenter Tag für mich. Freiwillig hätte ich mir das NRW Spektakel kaum angetan. Zwangsläufig musste ich aber mitten rein ins Getümmel, denn einer von 10.000 Menschen die an diesem Tag an den Projekten beteiligt waren war mein Sohn und das gleich bei zwei Musikauftritten. Das bedeutete, dass wir uns am Ende des Tages 9 Stunden in der Innenstadt aufgehalten hatten, um die Zeit der Vorbereitung und die Zeit zwischen den beiden Auftritten totzuschlagen. Abgesehen von ein paar Pannen in der Organisation beim Mittagstermin, die alles durcheinanderbrachten was so toll geplant war, verlief der Auftritt am Abend aber mehr als positiv. Die Band kam so gut an, dass sie vom Fleck weg für den NRW Tag 2010 in Siegen verpflichtet wurde. Ein schöner Erfolg für die Schulband. Weil aber das Schönste erst nach dem Auftritt kommt hatte mein Sohn wenig Lust schon mit uns nach Hause zu fahren, aber zwei Gitarren samt Effektgeräten und sonstigem Zubehör wie Notenordner, Notenständer, Kabelgedöns und sonstigem Kram mit zur Aftershowparty zu schleppen die Lust hatte er auch nicht. So ließen sein Bruder und ich mich breitquatschen den "ganzen Klump" per Bus (die kostenlos fuhren, weil die komplette Innenstadt für den Verkehr abgesperrt war) nach Hause zu transportieren. Hätten wir gewusst auf was wir uns einließen, hätten wir es bestimmt nicht getan. Allein der Weg von der Bühne bis zum Bus war schon eine kleine Gewaltaktion. Natürlich war der Bus gerade weg, der nächste fuhr erst eine halbe Stunde später. Also gut dachten wir laufen wir ein, zwei Haltestellen, wir sind ja nicht Fußkrank und steigen dann in den nächsten Bus. Wir schleppten also tapfer die komplette Ausrüstung zwei weitere Haltestellen, wo wir dann auf de nächsten Bus warteten. Der kam und fuhr ohne uns. Assoziationen zu asiatischen Bussen drängten sich uns auf, denn die Menschen klebten von innen bereits an den Glasscheiben. Also eine weitere halbe Stunde auf den nächsten Bus warten. Wir nahmen todesmutig alles wieder auf, schulterten Gitarren und Rucksäcke und liefen eine weitere halbe Stunde gen Heimat. Aber auch der nächste Bus war ähnlich proppenvoll, ein Hineinkommen samt der sperrigen Gitarrenkoffer und Taschen war unmöglich. Das keine Menschen auf dem Trittbrett mitfuhren war ein Wunder. Wir fühlten uns wie mitten in Peking.

Leichte Panik machte sich breit bei mir, was wäre wenn wir in keinen der nächsten Busse Platz fänden? 11 km mit Marschgepäck bis zum Parklatz auf dem wir unser Auto abgestellt hatten? Taxi bot sich als letzte Lösung an, aber einen Bus wollten wir noch abwarten, also nochmal eine halbe Stunde Fußmarsch. Diesmal hatte ich auch noch meine Schuhe in der Hand, denn wie der Teufel es wollte hatte sich ein dicke, fette Blase gebildet (trotz bequemen Schuhwerks), weil auf einen, wie wir später rekonstruierten, 6 km langen Fußmarsch war ich dann doch nicht vorbereitet. Schließlich hatte ich bereits 9 Stunden innerstädtischen Marathon hinter mir. Zum Glück hatte dann der nächste Bus genügend Platz und wir durften die letzten 4 km bis zum Auto bequem Bus fahren. Ich bin noch nie soo gerne mit einem Bus gefahren. Um kurz vor 23 Uhr waren wir dann endlich zu Hause.

Genau eine halbe Stunde später, ich hatte es mir im Sessel gemütlich gemacht, rief der Held des Tages quietschfidel und leicht angeheitert an, er säße jetzt im Bus und würde gern in einer halben Stunde an der Haltestelle abgeholt werden, denn bis zu uns raus fährt, abgesehen vom Schulbus, kein öffentliches Verkehrsmittel. Hurra und Jippyjeh, ich begann auch gerade Langeweile zu haben.

Punkt Mitternacht war dann dieser Tag tatsächlich auch für mich zu Ende. Alles in allen waren das nonstop 10 1/2 Stunden Dauerbelustigung und es fällt mir schwer in irgendeiner Form von Genuss zu reden. Ich hätte mir wirklich gerne noch andere Auftritte angesehen, so aber nahm ich im Vorbeigehen nur das eine oder andere wahr, blieb mal hier oder dort stehen bei den Aktionen die gerade auf dem Weg lagen und die mich interessierten, zu viel mehr fehlte jede Energie. Und gestern dachte ich darüber nach ob die Balance nun hergestellt war, denn im vergangen Jahr hatte ich so einen turbulenten Tag mit den anderen Sohn, der zu einem Fotowettbewerb unterwegs war.

Im nächsten Jahr und da komme was wolle, machen beide Söhne Aktionen solcher Art gänzlich ohne mich, das hab ich mir jedenfalls jetzt vorgenommen und ich hoffe ich bleibe da konsequent.

Allerdings hab ich nun das Versprechen (und das lasse ich mir noch schriftlich geben) das ich, wenn ich alt und senil bin, von meinen Söhnen überall hingefahren werde. Na wer es glaubt..., ich lass mich überraschen.

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