Alle Jahre wieder...

Veröffentlicht auf von Szintilla

 

In schöner Regelmäßigkeit wird alle Jahre wieder die Diskussion geführt und gefragt: "Was müsste eine Hausfrau verdienen?" Dazu gab es vor einigen Monaten die Forderung aus dem Vatikan Hausfrauen einen Verdienst zuzugestehen. Das die Arbeit, die wir Frauen leisten auch wenn wir "nur" Hausfrauen sind/waren, nicht nur einen immateriellen Wert hat, sondern auch aufzurechnen wäre zeigt die Tabelle die man hier finden kann. Das ist eine Diskussion die wohl nie ein verwertbares Ergebnis zustande bringen wird, denn WER sollte uns dieses Geld bezahlen? Der Staat, die Kommunen?

Der Punkt der mir viel wichtiger erscheint ist die Anerkennung der Lebensleistung als "nur" Hausfrau, wenn zum Beispiel Ehen nach 20 Jahren scheitern und die Frauen so gut wie keine Chance haben wieder in den Berufsalltag integriert zu werden. Wenn eine Frau zwanzig Jahre und länger einen Haushalt führte, Kinder (ohne Nebentätigkeiten) großzog und plötzlich allein dasteht hat sie gesetzlich Anspruch auf Unterhalt. Erhält sie diesen, aus welchen Gründen auch immer, nicht, erscheint sie unweigerlich in den Statistiken der Hartz IV Empfänger und rutscht so (eventuell mit vorhandenen Kindern) in das finanzielle und soziale AUS. Nach all diesen Jahren Tätigkeit FÜR den Staat haben diese Frauen den Schwarzen Peter im Lebensspiel gezogen, denn wer sorgt für den Nachschub an Steuerzahlern? Die Familien die Kinder bekommen und großziehen. Wäre es nicht mehr als angemessen in so einem Fall ein fiktives Grundgehalt (wie sich z.B. aus der Tabelle errechnet) als letzten Verdienst zugrunde zu legen, um den Frauen die Sicherheit von ALG I zu geben, aus der heraus sie agieren könnten, um selbst Wege aus der Krise zu finden? Stattdessen manövriert man Frauen in diesen Lebenslagen zusätzlich durch skurrilen Ämterauflagen und irrwitzige Vorstellungen der Jobsuche in aussichtslose Situationen, in Existenzängste (denn Hartz IV bedeutet keinesfalls sorgenfreies Leben und das Nehmen von Zukunftsängsten) und schlimmstenfalls in Depressionen. In Zeiten in denen normale Arbeitnehmer, die auf die Fünfzig zugehen, in den Betrieben aus Sparmaßnahmen entlassen oder in Frührente geschickt werden, sollen Frauen am besten eher gestern als morgen wieder eine Arbeit nachweisen können, um so schnell als möglich aus den Statistiken wieder zu verschwinden. Das ist Utopie selbst wenn die Art der Arbeit völlig nebensächlich ist. Maßnahmen zur Weiterbildung werden (ab einem bestimmten Alter) nur äußerst selten gewährt, denn die Kosten für die Weiterbildungen können die Frauen auf Grund der Arbeitszeit. die ihnen im Wirtschaftsleben noch verbleibt. nicht mehr erwirtschaften. Gleichzeitig wird, wie gestern in der Tagespresse zu lesen war, der Ruf nach Rente mit 69 von den Banken laut... Ja wie denn bitte schön, wenn es schon für 50 Jährige kaum noch Jobs gibt?

Das Zeitunglesen morgens animiert mich gedanklich immer wieder einen Sandsack zu vertrimmen.  Mir stellt sich die Frage: Für wie dumm hält man uns eigentlich? Nicht genug das ich den Tag mit dem Netzartikel begann, lese ich den nächsten Hammer in der Zeitung. Kürzung des Kindergeldes von max. 27 Jahre auf max. 25 Jahre. Da wurde im Jan.09 das Kindergeld für das erste und zweite Kind um zehn Euro erhöht und nun wird es längstens noch bis zum 25 Lebensjahr der Kinder gezahlt. Der Staat erspart sich mal ebenso 24 Monate Kindergeld. Zeit um mal wieder ein bisschen zu rechnen.

Die Mehrkosten des Kindergeldes für den Staat betragen bei 27 Jahren Leistungsbezug pro Kind 3240 Euro. Zwei Jahre komplett eingespartes Kindergeld (164 Euro pro Monat) ergibt aber schon den Betrag von 3936 Euro, bleibt eine Differenz von 696 Euro die der Staat kassiert. Wenn wir die 696 Euro nun auf einen Leistungsbezug von 25 Jahren pro Kind aufrechnen ergibt das eine reale Kürzung des Kindergeldes um 2,32 € pro Kind, pro Monat. Was uns als Zuschuss Anfang 2009, als Erhöhung, als "Pro" des Staates für Familien mit Kindern verkauft wird ist nun letztlich eine versteckte Kürzung der staatliche Hilfen und eine Minderung der Leistung.

Ich bin weder Wirtschaftsexperte noch Rechenkünstler, ich gestehe auch ein, dass ich durch all die staatlichen Gesetze, Paragraphen (Verschleierungstaktiken) nicht durchblicke, aber die Grundrechenarten beherrsche ich gerade noch. Angesichts dieser Maßahmen uns wieder einmal für dumm verkaufen zu wollen und der alljährlich wiederkehrenden Diskussionen um Emanzipation, Erhöhung des Rentenalters, der angeblichen Sicherheit unserer Renten, der Maßnahmen zur Integration für Generation 50+ sind am Ende dennoch wir Frauen diejenigen die überall draufzahlen und deren Lebensleistung am wenigsten anerkannt wird.

Aber vielleicht hab ich ja auch nur irgendwas übersehen und einen Rechenfehler gemacht und erkenne das Wohlwollen des Staates für Familien mit Kindern nur nicht ? Vielleicht kann mich dann ja jemand aufklären.

Also hätte ich jetzt einen Sandsack...

 

Veröffentlicht in Allerlei

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