Behandeln ist das Privileg des Arztes...

Veröffentlicht auf von Szintilla

 

Deutschunterricht, 12 Kl., Gymnasium, auf dem Programm steht das Analysieren von Texten. Ein Schüler meldet sich: "Ich würde meine Arbeit gerne vortragen." Per Handzeichen und Kopfnicken wird ihm das Okay signalisiert. Er holt Luft und will vom Platz aus beginnen. Doch dazu kommt er nicht. Die Lehrerin: "Ich habe gehört du willst deine Arbeit vortragen. Dann trage sie auch nach vorn!" Die Klasse gröhlt. Der Schüler geht nach vorn und beginnt vor der Klasse zu lesen: "Im Buch des Autors XY behandelt der erste Abschnitt des Textes..." Jäh wird er in seinem Drang seine sorgfältig ausgearbeitete Arbeit vorzustellen gestoppt, denn weiter lässt ihn die Deutschlehrerin nicht kommen. Sie wettert drauf los: "Das fängt ja gut an, erstens der Abschnitt behandelt gar nichts, zweitens auch der Autor behandelt nichts und wenn doch, dann wäre das ja noch schöner. Wenn jemand behandelt, dann immer noch der Arzt. Punkt. Der Autor XY thematisiert im ersten Abschnitt seines Buches... und jetzt weiter..."  Die Klasse amüsiert sich, ein Schüler fällt durch Unterrichtsstörung besonders auf. Die Lehrerin: "Du stehst jetzt auf und trittst einmal vor die Tür!" Der Schüler steht auf, geht zur Tür, tritt einmal davor, geht zu seinem Platz und setzt sich wieder. Kurzes verdutztes Gesicht der Lehrerin, dann ein herzhaftes Lachen: "Ich sehe ihr habt es begriffen. Wir sollten genau ausdrücken was wir wollen."

So ist es, wenn die deutsche Sprache und ihre Verwendung einmal genau genommen wird... 

...reales Erlebnis aus dem ganz normalen Schulalltag meiner Söhne...  

Veröffentlicht in genau genommen

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