Magentarote Zwangspause
Manchmal werden Wünsche schneller wahr, als man sie aussprechen kann. Gründonnerstagmorgen lief das Telefon heiß, in der Post waren nicht ausschließlich freudig, fröhliche Ostergrüße und mir entfleuchte so mancher Stoßseufzer nach wirklich absoluter Ruhe an den bevorstehenden Ostertagen.So kamen wir in den Genuss ein besonderes Ostergeschenkes, dass über die Feiertage hinaus wirkte, nämlich viel freier Zeit. Zeit, die wir sonst an weltverbindenen Geräten gesessen hätten. Wir hatten Zeit, um ...
Und die Ruhe kam am frühen Donnerstagnachmittag in Form eines medialen Blackouts.Kein Telefon, kein Internet. Kann ja mal vorkommen, alle Stecker raus, alle Stecker wieder rein - nichts, null, nada, nothing, niente, Stille. Kurz drauf die Info - die direkten Nachbarn haben auch kein Netz, die von gegenüber auch nicht und ein paar andere ebenfalls nicht. Anrufe bei verschiedenen Telefonanbietern erbrachten nur, dass alle das magentarote Kabel nur nutzen und eben auf jenen magentaroten Anbieter angewiesen seien, der könne aber frühestens am Dienstagmittag überprüfen woran das liegt. Ist ja schließlich Gründonnerstag, dann Karfreitag, Ostersamstag - sonntag und -montag. *grummel Abgeschnitten von der Welt und das über die kompletten Ostertage und weil der Fehler wohl schwerwiegender war als angeommen, war er auch am Dienstag und am Mittwoch nicht zu beheben ... Unglaublich, aber wahr.
Die telefonische Anfrage und Beschwerde bei der magentaroten Kundenbetreuung noch am Gründonnerstag (via Handy), es könne ja wohl nicht sein, dass es niemanden gibt der kontrolliert woran das liegt, es müsse doch sicher sowas wie einen Notdienst geben, ergab das es einen Notdienst gibt, aber dessen Kalender bereits rot sei. Ja, magentarot. Wir fragten nach einer Beschwerdenummer - gibt es nicht, aber wir könnten uns ja schriftlich beschweren, die schriftliche Beschwerde käme aber auch erst Dienstag auf den Schreibtisch.So kam es dann, dass ein ganzes Dorf zwangsweise eine ganze Woche zur Telefon- und Internetfreienzone erklärt wurde. Gut, dass es wenigstens inzwischen Handys gibt, um irritierte, verwirrte Verwandtschaft (die nur zweimal im Jahr, zu Ostern und zu Weihnachten) anruft, auf dem Weg beruhigen zu können, dass man weder umgezogen, noch die Rechnung nicht bezahlt oder gar das Zeitliche gesegnet hat. Mal ganz abgesehen davon, dass es im Umkreis von mehr als 10km keinen öffentlichen Fernsprecher mehr gibt, es viele ältere Menschen im Ort gibt, die vermutlich kein Handy besitzen, blieb zu hoffen, dass wir von Notfällen jeglicher Art verschont werden würden. Mir kam bislang, außer dass die kunterbunte Osterfarbpalette kein Magenta aufwies, keiner zu Ohren.
... dem Milan beim Kreisen zuzusehen ...
Zeit, um zuzuschauen wie aus Löwenzähnen Pusteblumen werden ...
Zeit, um den Katzen das Relaxen abzuschauen ...
und Zeit, um in die spärlich vorhandenen Wölkchen zu schauen und über das Leben im Allgemeinen,aber auch im ganz Besonderen nachzugrübeln.
Ich hatte mir Ruhe gewünscht, ich habe Ruhe bekommen. Jetzt wünsche ich mir nur, dass sich die anderen Wünsche (ist ja nicht so, als hätte ich nicht noch welche auf Lager) auch so flugs erfüllen.
Jedenfalls sind wir erst mal wieder online und ich hoffe, dass das auch so bleibt, obwohl noch an den Leitungen gefriemelt wird und es zwischendrin immer wieder kurze tote magentafreie Zeiten gibt.