Terrorkrümmel in Abendkleid und Anzug

Veröffentlicht auf von Szintilla


Es ist erstaunlich wie aus einstigen Sandkastenrockern in wenigen Jahren dynamisches Jungvolk wird, das sich anschickt die Welt zu erobern.

Vor sechs Jahren wechselten die Terrorkrümmel, gerade eben erst dem Rotznasenputz- und Turnbeutelhinterhertragalter entwachsen, die Schulform und gestern wurden sie, die Mädels modellike in High Heels und femininer Abendrobe, die Jungs mit Anzug und Krawatte, aus eben jener damals 'neuen' Schule entlassen. Ein sehr befremdliches Gefühl wieder einen Lebensabschnitt hinter sich zu lassen und mit Sicherheit nicht nur für die jungen Leute, sondern bestimmt auch für so manche Eltern.

Beeindruckend war für mich vor allem die Qualität der vorgetragenen Reden. Es gab keine der übliche Selbstbeweihräucherungen, sondern Reden mit viel Tiefgang, Lebensweisheiten, aber auch mit einer gehörigen Portion Humor und Witz, die uns so manches mal schmunzeln oder eifrig mit dem Kopf nicken ließen.

So war die Rede vom Gewicht des Selberdenkens, von der Eigenverantwortung, vom Gegenbeweis der anzutreten wäre, dass Generation Doof, die glaubt, dass der Bundestag ein gesetzlicher Feiertag ist, dass es drei skandinavische Länder gibt, nämlich Holland, Dänemark und den Nordpol und das der Dreisatz eine olympische Disziplin ist, woanders stattfindet, nur nicht in den Köpfen der jetzt entlassenen Jugendlichen. Es war die Rede von der Qualität, Relativität und der Vergänglichkeit der Zeit, die weder rückhol-, noch ansparbar ist, von den Zeitdieben die überall lauern, von verlorener Zeit die später leider nur noch zu bedauern, aber nicht mehr zu ändern wäre, vom intensiven Wirken der Vergangenheit in die Zukunft, von der Tatsache, dass das Leben unplanbar ist und das jeder Tag Momente haben soll, die das Zeug haben zum schönsten Moment gewählt zu werden. Es wurde vom Aufatmen es endlich geschafft zu haben geredet und dem gleichzeitigen Bewusstsein, dass erst jetzt die wirklichen Herausforderungen des Lebens beginnen und es zu "geschafft zu haben" erst noch bewiesen werden muss. Der Grundtenor der überall durchschimmerte war: "Denke was du willst, von mir aus auch falsch, aber denke selbst und übernimm die Verantwortung für dein Leben!"

Weise Worte die den Jugendlichen mit auf den Weg gegeben wurden, verbal und auch in schriftlich Form von kleinen Postkarten-oder Notizzettelhaltern die jeweils Zitate trugen die etwas mit dem Denken zu tun haben.

Für einige Schüler und Schülerinnen kam nach der offiziellen Verabschiedung noch eine Sonderehrung für die besten Abschlusszeugnisse des Jahrgangs. Das wurde mit einem Büchergutschein belohnt und kam für alle überraschend. Eine schöne Anerkennung für gute Leistungen, dennoch sah man die Knie schlottern, als sie spontan auf die Bühne mussten und nicht wussten warum.

Wehmut die Schule zu verlassen spürte man auf allen Seiten und Versprechen die Lehrer immer mal wieder zu besuchen wurden mehrfach abgegeben.

Jetzt ist acht Wochen Pause und dann beginnt ein völlig anderes Leben auf das sie mit dem inoffiziellen Motto des Abschlusses eingestimmt wurden - "Ein neuer Weg und dieser Weg wird kein leichter sein..."

Veröffentlicht in Drüber nachgedacht!

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