Die innere Wildnis
Immer öfter höre ich von unterschiedlichen Seiten den Wunsch mal alles hinter sich zu lassen - auszusteigen. Die einsame Insel zu suchen, um sich ausklinken zu können aus dem täglichen Allerlei. Ich nehme mich da nicht aus, auch ich hab sie mir schon so manches mal gewünscht.
Ein paar Tage in aller Ruhe sich selbst und die innere Wildnis erforschen wäre schon schön. Nur weiß ich nicht, ob ich das, wie es in vielen Kursen inzwischen angeboten wird, in völliger Wildnis tun würde.
Viele Naturvölker kennen das als Initiationsriten, bei denen zum Beispiel junge Männer einige Zeit allein in der Wildnis klar kommen müssen. Allein überleben, Ehrfurcht vor der Natur entwickeln und den eigenen Visionen begegnen ist Ziel dieser Riten.
Den eigenen Visonen zu begegnen wird immer mehr zum Trend. „Vision Quest - Visionssuche: Allein in der Wildnis auf dem Weg zu sich selbst" ein Ratgeber von Sylvia Koch-Weser und Geseko von Lüpke will eine Einstiegshilfe bei der Visionssuche geben. Ich las nur die Inhaltsangabe und die Bewertungen. Vielleicht werde ich es mir kaufen und mal reinschnuppern.
Aber um seinen Platz in der Welt zu finden, das eigene Leben zu beleuchten, den Gefühlen auf die Spur zu kommen, braucht man dazu aber wirklich den totalen Ausstieg? Bestimmt hilft es auf sich selbst geworfen zu sein, aber reicht nicht auch der eigene Wille und die Motivation sich selbst zu verstehen aus, um sich Zeiten der Stille und Ruhe mitten im Alltag zu suchen, damit man Zugang zur eigenen Seele bekommt? Tiefe Gefühle wieder wahrnimmt, in sich hineinhorcht und sich ein paar Fragen stellt. Zum Beispiel:
Was will ich?
Wo steh ich augenblicklich in der Welt?
Wo will ich hin?
Bin ich zufrieden, glücklich?
Oder lenke ich mich mit vielen Aktivitäten von meiner Unzufriedenheit ab?
Fühle ich mich überfordert, alleingelassen, als Einzelkämpfer?
Ist mein Leben aus der Balance?
Fühle ich mich verstanden?
Habe ich meine Träume aufgegeben?
Handle ich wie ein Roboter und erfülle meine Pflichten mechanisch?
Habe ich resigniert und bin gleichgültig geworden mir selbst gegenüber?
Ziehe ich Alternativen gar nicht mehr in Erwägung?
Kann ich Erfolge, die ich erziele, noch genießen?
Fehlt mir etwas in meinem Leben?

Es muss nicht immer der totale Ausstieg sein..., denn wer schafft den schon?