Butterbroterinnerungen
Heute ist Tag des Butterbrotes. Es war ein wichtiges Stück Kindheit, das Butterbrot. Gern genommen zu jeder Tageszeit. Schnell auf die Hand, draußen beim Spielen, manchmal das von der Arbeit wieder mit heim gebrachte Hasenbrot des Vaters, durchgeweicht von Rübenkraut oder hart mit leicht gebogenem verschwitzten Käse. Egal, es war etwas Besonderes, denn es wurde uns immer angepriesen als etwas ganz besonderes. Ein Butterbrot, das etwas erlebt hatte, das mit dem Papa zur Arbeit durfte, dorthin wohin wir nie kamen. Um das Hasenbrot wurde ein Kult veranstaltet, manchmal wurde gelost wer es essen durfte oder es wurde aufgeteilt, damit jedes der Kinder ein Stück davon abbekam. Verkommen lassen durften wir in wirtschaftlich armer Zeit nichts. Hasenbrot nannte wir es deshalb, weil es oft schon hart wurde und hartes trockenes Brot bekamen normalerweise die Hasen in Opas Stall.
Bevorzugt wurde als Butterbrot damals das Kasseler Brot oder das doppelte gebackene Graubrot, kurz Doppelback genannt. Es wurde messerrückendick mit Butter bestrichen und mit Zucker bestreut. Oftmals lag die Butter, weil sie zu hart zum streichen war, auch in Scheiben auf dem Brot. Zum Abendbrot gab es das Kasseler mit Käse oder Salami und aufgelegten aufgefächerten sauren Gurken und gerne auch mit aus dem Glas gefischten Silberzwiebeln. So einfach und so gut.
Waren wir zum Spielen draußen, hörte man oft von dem einen oder anderen Balkon den Ruf: "Soll ich dir 'ne Knifte schmiern?" oder "Warte, ich werf dir 'ne Knifte runta." Es gab auch die Bettelrufe von unten nach oben: "Mama, machste uns 'n paar Kniften?" Die kamen wenig später, in Fettpapier eingewickelt und mit einem Gummifletscher (Gummiring) zusammengehalten, vom Balkon in den Hof geflogen. Gelegentlich begleitet von den dreieckigen Sunkistpäcken mit Trinkhalm. Wir mussten das Draußenspielen nicht zum Essenfassen unterbrechen. Wie einfach das früher alles war, so unkompliziert. Keine komplizierten Ernährungsregeln, kein Fastfood, keine Diät, kein du solltest dies essen und das lassen ...
Sollte ich einmal Enkelkinder haben, werden auch die ihre Knifte zum Spielen mit nach draußen nehmen dürfen. :-)