Butterbroterinnerungen

Veröffentlicht auf von Szintilla

Butterbrot mit Zucker

Butterbrot mit Zucker

Heute ist Tag des Butterbrotes. Es war ein wichtiges Stück Kindheit, das Butterbrot. Gern genommen zu jeder Tageszeit. Schnell auf die Hand, draußen beim Spielen, manchmal das von der Arbeit wieder mit heim gebrachte Hasenbrot des Vaters, durchgeweicht von Rübenkraut oder hart mit leicht gebogenem verschwitzten Käse. Egal, es war etwas Besonderes, denn es wurde uns immer angepriesen als etwas ganz besonderes. Ein Butterbrot, das etwas erlebt hatte, das mit dem Papa zur Arbeit durfte, dorthin wohin wir nie kamen. Um das Hasenbrot wurde ein Kult veranstaltet, manchmal wurde gelost wer es essen durfte oder es wurde aufgeteilt, damit jedes der Kinder ein Stück davon abbekam. Verkommen lassen durften wir in wirtschaftlich armer Zeit nichts. Hasenbrot nannte wir es deshalb, weil es oft schon hart wurde und hartes trockenes Brot bekamen normalerweise die Hasen in Opas Stall.

Bevorzugt wurde als Butterbrot damals das Kasseler Brot oder das doppelte gebackene Graubrot, kurz Doppelback genannt. Es wurde messerrückendick mit Butter bestrichen und mit Zucker bestreut. Oftmals lag die Butter, weil sie zu hart zum streichen war, auch in Scheiben auf dem Brot. Zum Abendbrot gab es das Kasseler mit Käse oder Salami und aufgelegten aufgefächerten sauren Gurken und gerne auch mit aus dem Glas gefischten Silberzwiebeln. So einfach und so gut.

Waren wir zum Spielen draußen, hörte man oft von dem einen oder anderen Balkon den Ruf: "Soll ich dir 'ne Knifte schmiern?" oder "Warte, ich werf dir 'ne Knifte runta." Es gab auch die Bettelrufe von unten nach oben: "Mama, machste uns 'n paar Kniften?" Die kamen wenig später, in Fettpapier eingewickelt und mit einem Gummifletscher (Gummiring) zusammengehalten, vom Balkon in den Hof geflogen. Gelegentlich begleitet von den dreieckigen Sunkistpäcken mit Trinkhalm. Wir mussten das Draußenspielen nicht zum Essenfassen unterbrechen. Wie einfach das früher alles war, so unkompliziert. Keine komplizierten Ernährungsregeln, kein Fastfood, keine Diät, kein du solltest dies essen und das lassen ...

Sollte ich einmal Enkelkinder haben, werden auch die ihre Knifte zum Spielen mit nach draußen nehmen dürfen. :-)

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M
Butterbrot mit Zucker war auch in meiner Kindheit immer lecker, ebenso Rübenkraut und Papas Hasenbrot hat unvergesslich lecker geschmeckt. :-)<br /> <br /> LG Mathilda
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S
Ich mache das auch heute noch manchmal, wie man auf dem Foto sieht und genieße das Zuckerkümmelknirschen zwischen den Zähnen. Vermutlich ist die aufgestreute Zuckermenge geringer als die, die sich heute in schokoladigen Fertigprodukten befindet. Dazu fällt mir noch ein, dass es auch Kunsthonig im Becher gab (ähnlich verpackt wie Rübenkraut) und nicht vergessen werden, darf das Bananenbrot (Butter und aufgelegte Bananenscheiben) sowie auf die Butter geraspelte Schokolade.<br /> <br /> Schön, du hast mit dem Butterbrot also vermutlich ähnliche Erinerungen wie ich. :-)<br /> <br /> Liebe Grüße, <br /> Szintilla
Q
So gerne und genüsslich habe ich deine Kindheitserinnerungen zum Thema Butterbrot gelesen wie einen bekömmlichen Snack. :-)<br /> Danke dafür. Für mich waren die mit Leberkäs (Fleischkäse) belegten Semmeln der einen Grossmama das Grösste.<br /> Lieben Gruss,<br /> Brigitte
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S
Danke. :-)<br /> Was dem einen die Knifte ist, ist dem anderen die Semmel. Fleischwurstbrötchen (ist ja ähnlich wie eine Leberkässemmel), kamen erst später in den 70-igern in Mode. Sie wurden zum beliebten Snack, bei den ersten Ausflugsfahrten mit dem eigenen Auto. Irgendwo einzukehren war immer viel zu teuer, also wurde die Verpflegung mitgenommen.<br /> <br /> Damals war alles ein bisschen anders. :-)<br /> <br /> Schön, wenn dir meine Erinnerungen Freude bereitet haben.<br /> <br /> Liebe Grüße,<br /> Szintilla