Eulengedanken

Veröffentlicht auf von Szintilla

Eule / Dekoration

Eule / Dekoration

Eulengedanken - hin und her gewendet, verdreht, verworfen, quer gedacht, rückwärts, vorwärts, nur zu einem weisen Eulenergebnis komme ich nicht. Ich bin eben keine Eule, von der Nachteule abgesehen, die ich sehr wohl bin.

Eulen sind faszinierende Vögel, als Botschafter der Weisheit verehrt oder als gefürchtete Hüter der Nacht angstvoll betrachtet. Demzufolge müsste man mich angstvoll betrachten, denn Nächte hüten gehört zu meinen Spezialaufgaben, nur die weisen Handlungen wollen mir während des Hütens nicht einfallen.

So muss ich darauf vertrauen, dass sie mir gar nicht einfallen müssen, sondern die Zeit von ganz allein krumme Dinge begradigt, Wirklichkeiten wirken lässt und sie nicht hinter zurecht gebogenen individuellen Wahrheiten verhüllt und andere die nötigen Einsichten finden werden, die ihnen vielleicht fehlen, um Entscheidungen zu treffen, die lange überfällig sind. Wenn ich mir einige Lebenskonzepte in meiner näheren und weiteren Umgebung anschaue, stelle ich fest, dass ich viele davon nicht nachvollziehen kann, wenn ich mir die dazu nötigen Fragen stellen würde. Besonders in Anbetracht der Tatsache, dass dieses Leben bis heute noch niemand überlebt hat. Würden wir unsere Endlichkeit finden, ehe sie uns findet, würden wir sicher einige Dinge leichter loslassen können. Viele würden anders leben, wenn sie mehr Mut hätten und sie sich die richtigen Fragen stellen würden.

Würde ich mein Leben ganz so belassen wie es ist, wenn ich bestimmt wüsste, dass ich nur noch wenig Zeit habe? Würde ich es anderen verschweigen, um sie nicht zu belasten? Würde ich nicht versuchen noch ein Stück Traum zu leben?

Würde ich 70 Stunden und mehr in der Woche arbeiten und das seit Jahren, nur um einen gewissen Status zu erhalten, der nach außen gut aussieht, mich aber nicht glücklich macht? Würde ich es tun, wenn ich trotzdem ständig auf der Suche wäre nach etwas bin, das mir in meinem Leben fehlt?

Würde ich in einem ungeliebten Job bleiben, der mich krank macht oder in dem ich ausgenutzt werde, ohne mich dagegen zur Wehr zu setzen?

Würde ich Silberhochzeit feiern wollen, wenn ich wüsste, dass mehr als 15 Jahre davon nur ein schönes Rollenspiel für andere waren, für Kinder, Familie, Freunde und Nachbarn? Würde ich bleiben, nur um dieses Bild nicht zu zerstören?

Es gibt viele solcher und ähnlicher Geschichten, die lösbar wären, wenn man den Mut zur Veränderung hätte. Wenn man zu sich stehen könnte und klar sagen würde, was man will und was nicht (mehr).

Zwei der aufgezählten Punkte gehörten auch zu meinem Leben. Ich habe den Mut gehabt zu mir zu stehen, zu dem was ich wollte. Deshalb weiß ich auch, dass das nicht einfach ist diesen Weg zu gehen. Ich weiß aber auch, um wie viel freier es sich anfühlt nach einer solchen Entscheidung, selbst wenn der Weg steiniger wird und man sich etliche Beulen holt. Es ist/war ein ehrlicher Weg, auf dem ich viel verloren habe, aber auf dem ich ebenso viel geschenkt bekam. Von Rollenspielen habe ich mich verabschiedet. Dort wo ich es nicht konnte, brach ich Kontakte ab und das was noch immer (dort) nicht stimmt haben nun andere zu klären. Es liegt außerhalb meiner Verantwortung.

Wenn ich heute sehe, dass andere, mir liebe Menschen, diesen Mut nicht haben, aus welchen Gründen auch immer, tut es auch mir weh. Ich habe kein Recht mich einzumischen, wenn ich nicht gefragt werde. Niemand will einen Rat, um den er nicht gebeten hat. Was bleibt mir also anderes übrig, als Eulengedanken zu drehen und zu wenden und anderen beim mühsamen Lernen zuzuschauen. Zu ahnen, dass sie  Jahre ihres Lebens anders verbringen könnten. Besser? Das weiß niemand vorher, aber ehrlicher. Für viele Entscheidungen braucht es vielleicht ein bestimmtes Bewusstsein, Lebensalter oder eine Reife (die muss nicht vom Alter abhängen) um mutig zu sein und zu erkennen was wirklich zählt im Leben. Auch für das Glücklich-Sein, muss man sich entscheiden. Am Ende gibt es nur noch zu bereuen und nichts mehr zu gewinnen, dass wir hätten haben können, wären wir furchtlos gewesen und hätten wir unsere Ängste überwunden. Materielle Dinge, wie das Haus, das Auto, die Yacht, der nächste Urlaub usw. sind es sicher nicht die glücklich machen.

Wenn solche Erkenntnisse ins Leben einziehen, ist Weihnachten und Weihnachten ist unabhängig von der Jahreszeit.

Veröffentlicht in Allerlei, VGW

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Q
Ja, das Leben ist seltsam, zwiespältig und doch wunderbar.<br /> Solche Eulengedanken können zwar nichts bewegen, aber sie lassen uns manchmal etwas klarer sehen. Zur Veränderung braucht es wohl mehr Mut als manche haben...<br /> Dir einen schönen, hellsichtigen Tag und liebe Grüsse,<br /> Brigitte
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S
Wir haben vermutlich nur das eine Leben, sorgen wir also dafür, dass wir es glücklich verbringen. :-)<br /> <br /> Liebe Grüße, <br /> Szintilla