Ganz egoistisch betrachtet
Was war das gestern Mittag für ein komfortables und entspanntes Einkaufserlebnis – wunderbar und das im wahrsten Sinne des Wortes. Es war nämlich ein Wunder die Entspanntheit der Menschen zu erleben, wenn sie Zeit haben. Es gab kein Gerempel, kein Geschubse, kein Gedränge.
Der Laden, ein Discounter, war um die Mittagszeit relativ leer. Zwischen 20 und 30 Menschen mögen im Laden unterwegs gewesen sein. Es wurde sorgfältig Abstand gehalten, mit einem Lächeln und einer Handgeste wurde der Vortritt gewährt. Rücksichtsvolles und achtsames miteinander umgehen. Sicher waren das keine altruistischen Gesten, sondern purer Selbstschutz, aber dennoch, es gab Raum und fühlte sich gut an.
Alle Waren waren verfügbar, die Regale gut gefüllt bis auf Toilettenpapier und Mehl, dort herrschte gähnende Leere. Das ist mir nach wie vor ein Rätsel. Es müssen sich in einigen Haushalten Unmengen davon befinden. An der Kasse zeigten Markierungen auf dem Boden einen zwei Meter Abstand an, kein Gedrängel am Laufband, alles konnte in Ruhe auf und wieder eingepackt werden. Geduldiges Warten der folgenden Kunden, kein Gemaule, kein Genörgel, statt dessen Gelächter, ein lockeres Gespräch, hier und da ein Witzchen. Man nahm einander wahr. Wo sonst alle mit sich selbst beschäftigt waren herrschte jetzt eine völlig andere Atmosphäre. Die Kassierer und Kassiererinnen saßen hinter dickem durchsichtigen Plastikschutz und auch hier ein entspanntes Lächeln. Auch auf dem Parkplatz eine völlig komfortable Parksituation und fast leere Straßen. Wunderbar und doch gespenstisch.
Ganz egoistisch betrachtet dürfte das für mich so bleiben. Keine Reizüberflutung, keine negativen Energien. Das Leben ist verlangsamt. Dieser Ausnahmezustand wäre für mich als Normalzustand das Paradies auf Erden, wenn, ja wenn ich den Grund für die Ursache der Situation ausblenden könnte.