Ganz egoistisch betrachtet

Veröffentlicht auf von Szintilla

Ganz egoistisch betrachtet

Was war das gestern Mittag für ein komfortables und entspanntes Einkaufserlebnis – wunderbar und das im wahrsten Sinne des Wortes. Es war nämlich ein Wunder die Entspanntheit der Menschen zu erleben, wenn sie Zeit haben. Es gab kein Gerempel, kein Geschubse, kein Gedränge.

Der Laden, ein Discounter, war um die Mittagszeit relativ leer. Zwischen 20 und 30 Menschen mögen im Laden unterwegs gewesen sein. Es wurde sorgfältig Abstand gehalten, mit einem Lächeln und einer Handgeste wurde der Vortritt gewährt. Rücksichtsvolles und achtsames miteinander umgehen. Sicher waren das keine altruistischen Gesten, sondern purer Selbstschutz, aber dennoch, es gab Raum und fühlte sich gut an.

Alle Waren waren verfügbar, die Regale gut gefüllt bis auf Toilettenpapier und Mehl, dort herrschte gähnende Leere. Das ist mir nach wie vor ein Rätsel. Es müssen sich in einigen Haushalten Unmengen davon befinden. An der Kasse zeigten Markierungen auf dem Boden einen zwei Meter Abstand an, kein Gedrängel am Laufband, alles konnte in Ruhe auf und wieder eingepackt werden. Geduldiges Warten der folgenden Kunden, kein Gemaule, kein Genörgel, statt dessen Gelächter, ein lockeres Gespräch, hier und da ein Witzchen. Man nahm einander wahr. Wo sonst alle mit sich selbst beschäftigt waren herrschte jetzt eine völlig andere Atmosphäre. Die Kassierer und Kassiererinnen saßen hinter dickem durchsichtigen Plastikschutz und auch hier ein entspanntes Lächeln. Auch auf dem Parkplatz eine völlig komfortable Parksituation und fast leere Straßen. Wunderbar und doch gespenstisch.

Ganz egoistisch betrachtet dürfte das für mich so bleiben. Keine Reizüberflutung, keine negativen Energien. Das Leben ist verlangsamt. Dieser Ausnahmezustand wäre für mich als Normalzustand das Paradies auf Erden, wenn, ja wenn ich den Grund für die Ursache der Situation ausblenden könnte.

Veröffentlicht in Herz im Alltag, C-Sammlung

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M
Ja, das ist nicht so einfach, zu sichten, schichten, gewichten bezüglich passender Zusammenstellung für ein Buchinhalt. Kenne das. Aber sei froh, dass Du soviel Manuskriptmaterial Vorräte hast. Du machst das schon.<br /> <br /> Hab übrigens die Einkäufe gestern und am Freitag ähnlich erlebt. Eine bislang nie beobachtete Rücksichtnahme und Dezenz herrschte. Das wird aber fürchte ich nicht durchgängig so bleiben. Doch nehmen wir das bisher erfahrene mal zunächst mit angenehmer Überraschung auf.<br /> <br /> Lieben Gruß: Micha
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S
<br /> Das ist so schwierig, weil ich mich nicht auf eine bestimmt Richtung begrenzen mag. Ich mag mich nicht in Schubladen stecken, deshalb habe ich so viel unterschiedliches Material, das aber schwer in ein Buch passen würde. Irgendwann kommt ein weiteres Buch versprochen. :-)<br /> <br /> Was die Rücksichtnahme beim Einkaufen angeht, gehe ich davon aus, dass das nach der Krise schnell wieder vergessen wird. In jeder Krise liegt auch eine Chance und ein bisschen mehr Menschlichkeit, Rücksichtnahme, Solidarität und Achtsamkeit käme allen zugute. Vielleicht beginnt der eine oder andere jetzt im stillen Kämmerlein mal darüber nachzudenken. Schön wärs ...<br /> <br /> Lieben Abendgruß zu dir<br /> Szintilla
M
Dem ist nichts hinzuzufügen. Das hast du vortrefflich beobachtet und wiedergegeben. Bin stolz auf Dich. Schreib endlich (noch) ein Buch!<br /> <br /> Lieben Gruß: Micha
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S
Danke schön. :-)<br /> <br /> Was hättest du denn gerne für ein Buch von mir? Ich habe einiges in der Pipeline, was buchtauglich wäre (Lyrik, Parabeln, Sammlung von Kurzgeschichten, Kinderbuch). Ich bekomme das noch nicht wirklich unter einen Hut, was ich wie, wo, zuerst oder zuletzt in Angriff nehmen soll. Mir fehlt eine zündende Idee, eine Inspiration, aber irgendwas kommt bestimmt, nur weiß ich noch nicht wann und in welcher Form das dann kommt.<br /> <br /> Lieben Gruß<br /> Szintilla
Q
So geht es mir auch. Ich bin hin- und hergerissen zwischen dem erzwungenen Ist-Zustand und der stressigen Betriebsamkeit davor. Ach, wenn wir bloss später einmal zur goldenen Mitte finden könnten!<br /> Einen lieben Gruss,<br /> Brigitte
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S
Die goldene Mitte ist das Ziel, das anzustreben ist und zwar in allen Bereichen. Verzicht auf Wertung und Beurteilung und in der eigenen Mitte und Neutralität bleiben, so machen wir den Anfang. Jetzt ist aktuell ohnehin nur Beobachten und Annehmen angesagt.<br /> <br /> Lieben Gruß<br /> Szintilla