Fortsetzung des Märchens Teil 2

Veröffentlicht auf von Szintilla

Fortsetzung des Märchens von gestern  "Tintensud und Teufelskreis"

Langsam richtete er seine müden alten Knochen wieder auf und sprach: "Majestät, bitte prüfen sie den Stift nur ruhig. Sie werden nicht enttäuscht sein. Allerdings darf ich nicht versäumen ihnen mitzuteilen, dass der Stift sich für jede Lösung selbst einen Preis erwählt. Er verschenkt seine Dienste niemals."

König Theoderich stutze einen Augenblick, denn er hatte erwartet den Stift, ohne einen Preis zahlen zu müssen, ausprobieren zu können, schließlich war er der König. Dennoch antwortete er großzügig: "Gut, so nenne mir den Preis, den der Stift verlangt und du sollst ihn erhalten wenn es funktioniert. Funktioniert es  nicht, erhöhe ich die Anzahl der Jahre, die du im Kerker schmoren wirst, um den Preis, den der Stift von mir verlangt."

Marapos fühlte sich unwohl in seiner brüchigen Haut, war aber sicher der König würde seine Antwort akzeptieren und so erklärte er: "Majestät, der Stift verlangt keine Dukaten, kein Gold. Für jedes Problem, welches er löst, wird er ein winziges Stück eurer Intelligenz an sich nehmen und dies solange seine Tinte reicht. Nur so kann er sicher sein, jederzeit genug Intelligenz für alle Probleme dieser Welt zu besitzen." Das schmeichelte dem König, dass er intelligent genug sei, um Probleme auf dieser Welt zu lösen und er dachte bei sich: "Was soll es mir schon ausmachen, wenn ich ein wenig weniger intelligent werde. Niemand kann es messen, niemand ist so schlau wie ich, sonst wäre er König und nicht ich und schließlich besitze ich mit dem Stift alle Intelligenz dieser Welt. Niemand wird es also bemerken." Nachdem er zu dieser Schlussfolgerung gekommen war, willigte er in den Handel ein. So nahm er den Stift zur Hand den der Magier ihm reichte und formulierte seine erste Frage: "Wie verschaffe ich meinem Königreich größeren Reichtum, Anerkennung, stetiges Wachstum und Wohlergehen?"

Sofort begann die Hand des Königs auf wundersame Weise den Lösungssatz zu Papier zu bringen. Sie lautete: "Seid ein kluger, vorausschauender, umsichtiger und weiser Herrscher." Das leuchtete König Theoderich ein und insgeheim prüfte er sich auf seine Intelligenz. Er zählte Dukaten zusammen, zog ein paar ab, ging die Namen seiner Lieben durch, erinnerte sich an Eroberungen und Niederlagen, an die Größe seines Heeres, wusste genau um die Höhe des Zehnt den er von seinem Volk im vergangenen Jahr erhalten hatte und er stellte keinerlei Nachlassen seiner Intelligenz fest. Da die Antwort des Stiftes ihm aber kein sichtbares und greifbares Ergebnis gebracht hatte, hätte dieses jeder Mensch orakeln können. Er bestand darauf eine zweite Frage zu stellen, was der Magier ihm gern gestattete. Marapos wollte unbedingt, dass der König den Stift besaß. Nur wollte er ihm den Stift nicht schenken, denn König Theoderich sollte das Gefühl haben, klug entschieden zu haben. Der König stellte dem Stift eine neue Frage: "Woher bekomme ich sofort viel Gold für die Königskasse, um mein Heer gut auszustatten, denn der Feind bedroht uns schon geraume Weile?" Der Stift setzte sich in Bewegung und auf dem Papier war zu lesen: "Auf der südlichen Obstwiese, hinter dem Schlossturm befindet sich, zwischen all den Apfelbäumen, ein einziger Kirschbaum. An seinen Westwurzeln ist eine große Schatzkiste voller Golddukaten vergraben." König Theoderich schickte sofort seine Diener aus, um dies zu überprüfen und tatsächlich schleppten sie eine Weile später eine prall mit Golddukaten gefüllte Kiste herbei. In seiner Begeisterung versprach der König dem Magier Marapos seine Tochter Ninimee als Gemahlin und noch das halbe Königreich dazu. Er war fest davon überzeugt, dass es der Magier nicht mehr lange machen würde, so wie er ausschaute. Ihm aber, seiner Tochter und dem gesamten Königreich würde es mit Hilfe des Stiftes in alle Zukunft an nichts mehr mangeln. Seine Tochter würde bald wieder frei sein.

 

Teil 3 folgt morgen, klick hier

 

Veröffentlicht in Märchen, fairy tale, VGW

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Q
Spannende Ausgangslage: Man ahnt Schlimmes. :--)<br /> Und der Teufel reibt sich wohl die Hände...<br /> Lieben Sonntagsgruss,<br /> Brigitte
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S
Der Teufel freut sich auf jeden Fall. :-)<br /> <br /> Lieben Gruß<br /> Szintilla