Fortsetzung des Märchens Teil 3
Tintensud und Teufelskreis / Teil 3
So heiratete der alte Marapos die todunglückliche Prinzessin Ninimee, die sich dem Willen ihres Vaters und der Aussicht auf Reichtum für alle Ewigkeit beugte. Der gesamte Hofstaat feierte mit allen Untertanen ein siebentägiges Hochzeitsfest, bei dem es niemandem an etwas fehlte. Auch Marapos sah mit neuer Zuversicht und nach ausgiebiger Pflege wieder manierlicher aus. Aber noch immer war er alt und klapprig.

Tatsächlich fielen dem König viele Probleme ein, die einer Lösung bedurften. Er spürte nicht, dass er täglich ein wenig dümmer wurde. Aber er bemerkte eines Tages, dass die Schrift des Stiftes immer schlechter lesbar wurde und er rief den Magier, seinen Schwiegersohn, zu sich. Dieser erklärte ihm, dass er zu Beginn gesagt habe, dass die Tinte nicht ewig reichen würde, so müsse der König nun seine Probleme sorgsam abwägen und nur noch die dringendsten Probleme mit Hilfe des Zauberstiftes lösen. König Theoderich wurde wütend. Er hatte sich längst an die bequeme Problemlösung gewöhnt, dass selbstständige Denken fiel ihm inzwischen immer schwerer. Deshalb fiel ihm für dieses Problem auch nicht die richtige Frage ein. Sicher wisst ihr genau, wie die Frage für dieses Problem hätte lauten müssen. Aber der König wusste es nicht, denn seine Klugheit und Intelligenz, na, ihr wisst schon ...
Dies war genau der Zeitpunkt auf den der dunkle Magier Marapos gewartet hatte und er sprach zu König Theoderich III.: "Schickt all eure Mannen drei Tagesritte in die Berge. Bei den Schmiedemeistern, den Zwergen, sitzt der Teufel in einem Versteck. Er allein verfügt über das Rezept für neue Tinte. Euer Heer ist mächtig, gut gerüstet und genährt. Dank des Stiftes habt ihr starke und gut trainierte Männer, sie werden den Teufel schon überwinden." Natürlich wusste der Magier, dass nicht einer vom Heer wieder zurückkehren würde. Der Teufel würde sie alle als willige Seelen in seine Hölle ziehen, denn er verstand sich auf das Verführen von erschöpften und müden Menschen, in dem er sie mit allerlei Versprechungen lockte. König Theoderich in seiner Einfalt dachte nicht einmal daran den Stift zu fragen wie er den Teufel überlisten könne. So schickte er sein gesamtes Heer in den sicheren Tod.
Niemand kehrte zurück, nicht einer und der König grämte er sich sehr. Er jammerte und klagte. Wer sollte nun sein Königreich schützen? Er nahm den Stift zur Hand für diese so wichtige Frage. Doch der Stift schrieb nun mehr nur noch mit unsichtbarer Tinte. Der König, von allen guten Geistern, seiner Intelligenz und seinem Heer verlassen grämte sich fast zu Tode. Marapos aber, dem weder die Königstochter Ninimee noch das Königreich etwas bedeuteten, nahm den Stift wieder an sich. Er machte dem König klar, dass er nun zum Teufel gehen wolle, um das zu erledigen, was das Heer des Königs nicht geschafft hatte. Er verprach neue Zaubertinte zu besorgen! So schnell er es vermochte floh Marapos aus dem Schloss, bevor der König vielleicht noch einen hellen Gedanken bekommen konnte und ihn wohlmöglich eigenhändig in den Kerker warf. König Theoderich III. musste nun ohne die Weisheit des Stiftes und nur noch mit halbem Verstand seine Entscheidungen treffen und niemand im Hofstaat und im Volk konnte sie nachvollziehen.
Als Marapos beim Teufel ankam wollte er für die tausend und mehr Soldatenseelen seinen versprochenen Lohn einfordern. Er forderte seine neue jugendliche Vitalität ein. Doch der Teufel wäre nicht der Teufel, wenn er nicht einen Pferdefuß hätte und bei dem nicht Handel eine List angewandt hätte. Er schenkte dem Magier als Zeichen seiner Macht, nur ein paar wenige vitale Lebensjahre und nicht wie Marapos es gewollt, aber nicht klar formuliert hatte ewiges Leben in Jugendlichkeit. Der Teufel machte ihn etwas jünger, beweglicher, feister, hübscher und schickte ihn wieder mit dem Stift in die Welt hinaus mit dem erneuten Versprechen, ihm das nächste Mal wieder einige Lebensjahre zu schenken. Obwohl der Magier merkte, dass er ebenso betrogen worden war, wie er den König betrogen hatte, machte er sich auf den Weg um neue Höllensklaven zu rekrutieren. Er wollte um jeden Preis ewig leben, ewig jung und gesund sein und niemand außer dem Teufel, könnte ihm sein junges Leben wiedergeben. So zog Marapos, der Magier um die Welt und hinterließ, wo immer er auftauchte, einfältige Herrscher, deren am Ende wirre Entscheidungen von keinem Bürger des Landes mehr nachzuvollziehen waren.
Und wenn wir uns heute einmal genau in der Welt umschauen, fällt es sicher niemanden schwer zu glauben, dass der alte Magier Marapos immer noch im Teufelskreis gefangen ist.