Größenungleichgewicht
Seit Wochen wundere ich mich, warum die Meisenknödel ständig aus den Netzen fallen und unten auf dem Boden liegen. Die Netze platzten unten auf und der Knödel rutschte raus. Zuerst dachte ich an schlechte Verarbeitung, also hängte ich die Knödel so auf, dass die Stellen, an denen das Netz zugehalten wird, nicht oben und unten sondern rechts und links waren. Dennoch lagen die Meisenknödel kurze Zeit später wieder auf dem Boden. Die Buchfinken, die selten an den Futterhäusern zu finden sind, aber immer auf dem Boden darunter herumpicken, freuten sich.
Doch dann stand ich in der Küche, als ich ein heftiges "Hämmern"vor dem Fenster hörte. Dann sah ich den Netzvernichter. Hockte doch tatsächlich eine Elster auf dem filigranen Astwerk und pickte wie ein Specht auf das Netz ein. So doll, dass der Futtersilo schwankte und durch ihr Gewicht schief hing.
In Zeitlupe, damit sie mich nicht wahrnahm, angelte ich nach der Kamera, die auf dem Küchentisch stand. Dieser eine Schnappschuss gelang mir, bevor die Elster mich entdeckte und Reißaus nahm. Ich hatte ihre Fluchtdistanz deutlich unterschritten, war sie doch höchstens eineinhalb Meter von mir entfernt, zwar durch die Scheibe getrennt, aber ich war ihr in jedem Fall zu nah.
Ganz schön schlau diese Vögel. Ich habe eine Vorliebe für alle Arten dieser intelligenten Rabenvögel. Hübscher Gesang ist ihnen nicht gegeben, diese ihnen fehlenden "Gesangshirnzellen" sind bei ihnen an eine andere Stelle gerutscht, die ein paar Intelligenzpunkte mehr ausmachen.