Wenn der Frusthund an der Kette zerrt
Es gibt Tage die sollte man vom Kalender streichen.Zum Beispiel diejenigen an denen schon füh am Morgen der Frusthund an der Kette zerrt. Kaum hat man die Augen geöffnet, beansprucht er die volle Aufmerksamkeit. Heute ist so ein Tag.
Es geht damit los, das es mir zu früh erscheint aufstehen zu müssen, es draußen ja noch tiefe Nacht zu sein scheint, während der Wecker mit seinem ständig wiederholtem Gepiepse nervtötend mahnt endlich die Beine aus dem Bett zu bewegen. Hab ich das dann endlich geschafft und tappe noch schlafttrunken durch das Zimmer, beginnt mein Martyrium der Selbstverletzung. Zuerst stoße ich mir den Zeh an einem Schrank der über Nacht seinen Standort verändert haben muss, denn der stand gestern doch noch nicht dort, oder? Ich humpel also leicht lädiert und leise fluchend ins Bad der Morgenwäsche entgegen, mich auf die heiße Kompresse freuend, die den letzten Schlaf vertreiben soll. Heiß -Wasserkran auf und ..., es purzel natürlich nur Eiswürfel aus dem Wasserhahn. Was zum Teufel ist jetzt da los? Statt heißer Kompresse gibt es nun Eisgüsse, das macht wirklich wach und aktivert das Fluch(t)zentrum.
Nachdem ich das überlebt habe und bis in die Küche vorgedrungen bin, um Kaffee zu kochen, hab ich das Gefühl es kann ja nur noch besser werden. Der Kaffee gluckst und blubbert vor sich hin, während ich mir überlege was denn heute alles auf dem Plan steht. Zum Glück nicht viel, die Grippewelle hat einige Termine gecancelt und der Freittag gestaltet sich fast wie ein "Frei"-Tag. Der erste positive Gedanke.
In diese Überlegungen, die gelegentlich durch den schmerzenden Zeh unterbrochen werden, wuseln gut gelaunte Frühaufsteher um mich herum, die mir einerseits von ihrer Nervosität erzählen (die Führerscheinprüfung steht heute an) und andrerseits mal eben noch eine schnelle Unterschrift unter die verhauene Englischarbeit haben wollen, denn morgens um diese Zeit, in der Mama sich noch nicht so ganz in der Welt befindet, nimmt sie es "normalerweise" nicht so genau mit der Kontrolle dessen was sie da unterschreibt. Normalerweise, denn an solch einem Tag ist es natürlich anders. Der Frusthund ist inzwischen dermaßen biestig, dass er nur noch von der Kette will und es gibt eine Diskussion. Ich weise ihn zurecht (den Frusthund und den Sohn), versuche ihn zu disziplinieren (den Frusthund und den Sohn), letztenendes aber beschwichtige ich ihn mit Honig und Marmelade (nur den Frusthund, der Sohn hat das nicht verdient). Er bekommt allerdings nur ein kleines Extra-Zückerchen damit er wieder lieb und brav ist. Mit dem Sohn setz ich mich dannspäter auseinander. Selbstverletzung Teil 2 - der Kaffee. Wohlgemerkt der heiße Kaffee, landet nicht dort wo er soll, sondern bevorzugt es hübsche braune Rorschach-Flecken in die Jeans zu zaubern. Seh ich vom engbegrenzten lokalen Hitzegefühl mal ab, geht es mir ganz gut... Ich analysiere die Flecken, was seh ich da?? Das Frustmonster das mich angrinst.
Ich erkläre mir in aller Seelenruhe 'ich bin nicht in Lebensgefahr', alles ist gut, nur ein bisschen verquer..
Küchenchaos beseitigen, umziehen, Blick auf die Uhr, verflixt schon so spät.., die Zeit drängt. Also raus aus dem Haus und ins Auto. Jubel, freu :-( Eiskratzen ist angesagt, nachdem die vergangenen Tage uns mit Temperaturen um 5 Grad verwöhnten, hatte ich natürlich keine Vorkehrungen getroffen das Zufrieren der Windschutzscheibe zu verhindern. Also gut auch das noch, Schaben und Kratzen, das vertreibt den letzten Rest der Müdigkeit. Bein Einräumen des Eisschabers in den Kofferraum folgt Selbstverletzung Teil 3, die Heckklappe kollidiert mit meinem Kopf. Was soll das werden? Materialprobe, wer hält mehr aus mein Dickkopf oder die Heckklappe? Einen Brummschädel hatte ich auch so schon.
Nun gut, es hat alles noch geklappt irgendwie, ich lebe immer noch, wenn auch leicht angeschlagen.
Unterwegs schreit das Auto nach Benzin, also auch noch tanken. Jetzt bin ich restlos begeistert, tanken auch noch auf dem Rückweg nach Hause. Natürlich liegt der Bezinpreis heute nicht mehr bei 1,14 € wie noch vor einigen Tagen, sondern wieder bei 1,19€, das ist mir jetzt auch egal. Es nutzt ja nichts, ohne Sprit geht ja nichts.
Wieder zu Hause angekommen, ein erneuter Anlauf mir einen Kaffee zu gönnen, oder doch lieber Tee? Nach dem Desaster von frühmorgens, entscheide ich mich für Tee, das erscheint mir ungefährlicher aus welchen Grund auch immer, heiß ist der auch.
Ich lese die Zeitung, da steht auch nur immer dasselbe drin, es wäre doch mal ein Gag sie würde nur aus Witzen bestehen...., deshalb gönn ich mir zur normalen üblichen Tagespresse an der Tankstelle ausahmsweise mal die bebilderte Tageszeitung mit den vier großen roten Lettern, in der Hoffnung mich über ein paar witzige Schlagzeilen amüsieren zu können. Und sie enttäuscht mich nicht. Mit "Wer pupst denn da auf dem Mars?", "Raten Sie mal wem diese Beine gehören?" und "Abwrack-Präme" (wieder so eine tolle Wortneuschöpfung) bin ich jetzt auf dem neuesten Stand der Dinge. Danach checke ich meine E-Mails, surfe ein wenig und stolpere über einen Fun-FRUSTEST. Na, der kommt mir gerade recht.
Das Ergebnis:
Sie haben 530 Punkte.
Sein Sie ehrlich: Ihnen geht's prima, hm? Na gut, nicht immer. Aber mit den kleinen Schlaglöchern kommen Sie zurecht. Die federn Sie doch locker im Knie ab. Sie glauben an sich. Schon, manchmal sind sie auch selbstkritisch irgendwie. Manchmal spenden Sie für Greenpeace oder äußern sich beim Brunch womöglich kritisch über die Bundesregierung. Und Ihre Eier kaufen Sie immer aus Bodenhaltung. Steht auf der Packung. Was wollen Sie eigentlich hier? Wenn Sie aus Versehen mal einen schlechten Tag haben, kaufen Sie sich doch ein neues Auto, lassen Sie sich trösten, brüllen ihre Mutter/Kinder/die Kellnerin an oder machen was Sport. Aber gehen Sie weg.
Halleluja! Es geht mir also gut, ich hab nur aus Versehen einen schlechten Tag. Die Tipps zur Bewältigung sind ja auch ganz gut.
Ich soll ein neues Auto kaufen - das ist utopisch, mich trösten lassen, da frag ich mich von wem? Mal sehen wo ich jemanden auftreibe der das übernimmt. Sport, um Himmels Willen, bei meinem heutigen Potential an Ungeschicklichkeit überlebe ich das nicht. Mutter anbrüllen geht nicht, Kellnerin wohl auch nicht, dazu müsste ich mich nochmal aus dem Haus bewegen, Kinder - das ist eine einzig rettende Möglichkeit. Na wartet, wenn ihr aus der Schule kommt.
Der Tag ist gerade mal gerade 11 Stunden alt, davon habe ich sechs verschlafen und die restlichen, streich ich lieber... Es kann nur besser werden..., die Hoffnung stirbt zuletzt heißt es ja.