Die Glückssuche und das Glücks-Gen
"Das Glück läuft niemandem nach. Man muss es aufsuchen."
Adolf Kolping (1813 - 1865)
Im Zeitalter von Navigationsgeräten sollte es doch ein leichtes sein, den Ort des Glücks zu finden.
Wo wohnt das Glück? Und wohin muss man demzufolge laufen?
Die Antwort, wo persönliches Glück wohnt oder zu finden ist, kann sich jeder nur allein geben.
Hängt es an einem Ort?
Einem selbstgewählten beruflichen Ziel?
Einem langgehegten materiellen Wunsch?
Hängt es an einem Menschen?
Oder liegt es gar in uns selbst?
Glück ist auch Definitionssache, was also bedeutet Glück?
Es wird uns versprochen, dass man es innerhalb von Seminaren erlernen kann, dass es uns per täglichem Motivationsnewsletter in die mailbox geflattert kommt, der natürlich nach jedem Tipp und Rat eine Werbe-Anzeige erhält was man alles kaufen kann, um dauerhaftes Glück zu erlangen. Es wird uns erzählt, wir müssten nur so oder so unsere Schreibtische aufräumen, unser Leben vereinfachen, um das Glück zu uns einzuladen. Zahlreiche Bücher beschäftigen sich mit dem Thema - Glück und Glückssuche. Kern aller Aussagen ist letzten Endes - "Think pink!" oder "Nimms leicht!" und die Geisteshaltung aller Optimisten: "Mein Glas ist halbvoll." Diese Sichtweise, so fanden jetzt Forscher heraus, haben vermehrt die Menschen die ein "Glücks-Gen" besitzen. Der langkettige "Glücklichmacher" 5-HTTLPR sorgt für die positive Betrachtungsweise unseres Lebens.
Ich brauche keinen Gen-Test, um herauszufinden ob "5 Hateteleper" bei mir wohnt oder nicht, denn ich suche immer die goldglänzende Münzseite und finde ich sie mal nicht, dann poliere ich eben die angelaufene.Trotzdem gibt es Zeiten da laufe ich dem Glück mühsam hinterher, so eine Zeit steht im Moment an. Das Glück scheint sportlich viel besser drauf zu sein als ich, denn es gelingt mir nicht es zu fassen zu bekommen. Somit ist das mit dem Aufsuchen, wie Adolf Kolping meint, gar nicht so einfach. Mit technischer Unterstützung, per Navi, finde ich es auch nicht und hinterherhetzen, wenn ich es erahne bringt es mir auch nicht.
Da stellt sich mir die Frage was mach ich nun? Kauf ich mir ein paar Sieben-Meilen-Stiefel (vielleicht lässt es sich so überlisten und einholen) oder hocke ich mich einfach hin und warte, bis es einmal um den Globus geflitzt ist und mich dann irgendwann zwangsläufig wieder einholt? Vielleicht kann es aber gar nicht stehen bleiben und auf mich warten, es mag also sein, dass ich einfach anhalten muss.
Also, meinliebes Glück, auch wenn es mir, als klischeeerfüllende Widderfrau absolut widerstrebt stehen zu bleiben und Geduld (welch ein grauenhaftes Wort )zu üben, schnappe ich mir jetzt den Picknick-Koffer, suche mir eine sonnenbeschienene grüne Wiese, mach es mir gemütlich, hülle mich in Schweigen, spinne und webe derzeit meine Fantasien (die sich u.a. in Geschichten für Kinder niederschlagen) und warte auf die Dinge die geschehen. Abwarten und Teetrinken (am besten Grünen, denn grün ist die Hoffnung) ist angesagt. Das tu ich jetzt, auch wenn es mich mehr Kraft kostet untätig zu sein, als zu handeln.
Nichts ist schwerer als nichts zu tun!
Aber es ist schön und macht Spaß mir während des Wartens vorzustellen, dass ein Zauberer ganz geheim und still und leise in seiner Alchemistenküche im brodelndem Kupferkessel rührt, magische Bücher wälzt, dann einen Zaubertrank braut und mir dann eines Tages den Glückstrank schenkt und mir die Zauberformel ins Ohr flüstert, so nach dem Motto: "Sesam, öffne dich!" oder ähnlich...
In diesem Sinne mach ich mich jetzt auf in ein hoffentlich sehr langes untätiges Wochenende mit viel Gedankenspielereien.