Bärenlohn für Eigennutz

Veröffentlicht auf von Szintilla

 

Nusszwerg 1

 

Bärenlohn für Eigennutz

                                   oder Wie der Bär das Wesen der Zwerge erkannte und ihnen dankte

Es lebte einmal vor langer Zeit eine kleine Zwergenfamilie glücklich und zufrieden, am Fuße eines Kristallberges im Wunderwald. Eines Tages erschien in ihrem Wald ein verletzter Bär. Die kleinen, winzigen Zwerge hatte große Angst vor dem riesigen Bären, aber bald spürten sie, dass er viel zu schwach war, um ihnen etwas zu Leide zu tun. Zaghaft trauten sie sich näher an ihn heran. Bald standen sie um ihn herum und fragten wie sie ihm helfen könnten. Der Bär brummte und grummelte, denn er war ein wenig wütend auf sich selbst, dass er so hilflos war. Ein Jäger hatte in ernsthaft verletzt. Bei jeder Bewegung schmerzte seine große Wunde, die nicht so recht verheilen wollte. „Ich bin zu schwach zum Jagen“, brummte der Bär „wenn ich nicht bald etwas esse, dann verhungere ich.“ Die Zwerge berieten sich kurz und versprachen dem Bären Futter zu bringen. Ein paar der kleinen Zwerge angelten und brachten dem Bären Fische, andere sammelten Beeren und Früchte und wieder andere gingen auf die Jagd, um Hasen, Wiesel und andere kleine Tiere zu erlegen. Aber der Bär war sehr groß und sehr hungrig und die Zwerge so klein. Bald waren sie mit nichts anderem mehr beschäftigt als für den Bären Futter zu jagen und zu sammeln.

Seit ewigen Zeiten waren die Zwerge die Hüter des Zauber-Nuss-Strauches, an dem alle zehn Jahre goldenen Erdnüsse wuchsen. Die Zauberkraft der Erdnüsse war so stark, dass sie jedem Kranken, der auch nur eine davon aß, sofort wieder Kraft und Gesundheit verliehen. So eine goldene Erdnuss wollten sie aber nicht an den Bären verschwenden, denn einerseits ängstigte sie seine Kraft und Größe, wenn er schnell wieder zu Kräften käme, vielleicht würde er sie dann fressen, andererseits waren sie auch geizig und  fürchteten bis zur nächsten Ernte nicht genügend goldene Erdnüsse für sich selbst zu besitzen.

Es dauerte nicht lang, da wurden sie müde den Bären zu versorgen. Die Wunde des Bären wollte und wollte nicht richtig heilen und der Bär war immer noch zu schwach für die Jagd. Immer mehr Zwerge weigerten sich dem Bären zu helfen. „Warum musste er denn ausgerechnet zu uns kommen?“, fragten sie und sie klagten: „Ach, hätten wir ihn doch nur nicht gefunden!“ Am Abend eines langen arbeitsreichen Tages versammelten sie sich am Fuße des Kristallberges und hielten Rat. Die Mehrheit der Zwerge wollte den Bären seinem Schicksal überlassen und so wurde der Anführer damit beauftragt dem Bären die Nachricht zu überbringen; er sollte sich weitertrollen bis er jemand anderen fand der ihm half. Als der Bär das hörte erfasste ihn Zorn. Er richtete sich auf und brüllte ohrenbetäubend laut in den Wald hinein. Während er brüllte verwandelte er sich in den magischen Zauberer, den Herrscher des Wunderwaldes. Die Zwerge hatten schon viel von ihm gehört, aber noch nie hatte ihn ein Zwerg gesehen. „So stimmt es doch was ich über euch hörte!“, rief der Zauberer. „Ihr seid ängstlich, kleinmütig und eigennützig. Eine einzige Goldnuss hätte euch die wochenlange Mühe erspart, den Bären zu versorgen. Als Dank und Ausgleich für eure Mühe will ich euch für immer mit den Nüssen verbinden, von denen ihr euch nicht trennen könnt. Von nun an sollte ihr euch von der Arbeit ausruhen und so lange in den Nüssen schlafen bis ihr Gelegenheit findet jemandem mit der Zauberkraft der Nüsse zu helfen. Habt ihr das getan, dann endet auch mein Fluch. Damit ihr Gelegenheiten finden könnt eure Goldnüsse an Bedürftige zu verschenken, dürft ihr alle zehn Jahre die Nüsse für die Zeitspanne eines vollen Mondes verlassen.“ Kaum hatte der Zauberer den Fluch ausgesprochen, verschwanden alle Zwerge der Familie in die Goldnüsse und bis heute haben sie sich nicht von ihren Goldnüssen trennen können
. Solange man ihr schlafendes Abbild in den Erdnüssen sehen kann wirkt der Fluch des Bärenzauberers.


© Szintilla 2010

Nusszwerge 3

Veröffentlicht in Wortwolken

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post
K
Das finde ich eine richtig gute Idee. Leider beherrsche ich keine andere Sprache außer Englisch, etwas Finnisch und etwas Norwegisch und Schwedisch. Ich kann Mittelhochdeutsch, wirklich, aber nur<br /> flüssig lesen und verstehen.<br /> Liebe Grüße aus sunny Norfolk<br /> Klausbernd :-) und seine beiden Buchfeen Siri :-) und Selma :-)<br /> die die Feensprache vorschlugen - aber wie geht denn die? Siri meint: "ähnlich wie Inuktitut" - das ist, glaube ich ein Witz.
Antworten
S
<br /> <br /> Leider ist mangels Zeit mein Engagement "dialektische Übersetzer" zu suchen etwas eingeschlafen. Da dies ein Projekt ohne Zeitlimit ist, ist es nie zu spät für<br /> neue Übersetzungen.<br /> <br /> <br /> Norwegisch fehlt mir auch noch. ;-)<br /> <br /> <br /> Weil ich aber in der Beziehung vom Stamme NIMM bin und ein einnehmendes Wesen habe, nehme ich auch ein witziges "Inuktitut", Sindarin oder Klingonisch. :-)) Sprich: Ich nehme alles was ich<br /> kriegen kann. Ist ja keine ganz bierernste Sache. Das Werbetechnische ist auch schon ein witziger Ausflug. An der amtsdeutschen Fassung arbeite ich zur Zeit, was sich aber als sehr aufwändig und<br /> schwierig zeigt.<br /> <br /> <br /> Liebe Grüße, Szintilla<br /> <br /> <br /> <br />
D
Nu sog när emol: Tätste das aah of aarzgebirgisch hobn wolln? Su aus dr Gengd üm Eimstock un Scheebaarg? Doderfür müßt iech mr oder Zeit naamme ...
Antworten
S
<br /> <br /> Herzlich willkommen hier. :-))<br /> <br /> <br /> Das wäre absolut genial. Klar täte ich das aah of aarzgebirgisch hobn wolln. *g* Wenn du auch Freude dran hättest und dir die Zeit dafür nehmen magst. Ich bin eine leidenschaftliche Sammlerin,<br /> ich sammle sogar Dialekte.<br /> <br /> <br /> Würde ich sehr gerne dankend nehmen und zu den anderen Sprach-Versionen hinzufügen.<br /> <br /> <br />  <br /> <br /> <br /> Liebe Grüße, Szintilla<br /> <br /> <br /> <br />
D
<br /> Wer in halben Erdnüssen schlafende Zwerge erkennt, muss zauberhaft sein!<br /> Ein sehr schönes Märchen.<br /> <br /> LG!<br /> <br /> <br />
Antworten
S
<br /> <br /> Danke! Wer in Erdnüssen schlafende Zwerge kennt kann auch Hexe/Magier sein. *mbg* Ich freu mich, wenn meine literarischen Ergüsse Gefallen finden und den einen oder anderen Leser<br /> erreichen und ansprechen. Liebe Grüße, Szintilla<br /> <br /> <br /> <br />
J
<br /> Nun ja der Name ist nicht einladen - nicht auf den ersten Blick, aber die Erklärung für eine alte Kiehvotz ist sehr erhellend und gut, dass Sie Mut hatten.<br /> <br /> Judith Torma G<br /> <br /> <br />
Antworten
S
<br /> <br /> Dialekte bergen manche Überraschung. <br /> <br /> <br /> Liebe Grüße, Szintilla<br /> <br /> <br /> <br />
J
<br /> Die Idee ist Klasse! Mein Tipp bei alte Kiehvotz anfragen - da gibt es einen tollen Dialekt. Bin über diesen Dialektblog im Rahmen einer Dialektparade gestoßen, einfach einmal Anklicken und<br /> Anfragen: http://www.alte-kiehvotz.de/<br /> <br /> Judith Torma G<br /> <br /> <br />
Antworten
S
<br /> <br /> Vielen Dank für den tollen Tipp, obwohl ich gestehen muss, dass ich erhebliche Zweifel hatte den Link anzuklicken. Der erste Impuls war 'löschen'. Gut, dass ich trotzdem neugierig und mutig<br /> war.:-)<br /> <br /> <br /> LG, Szintilla<br /> <br /> <br /> <br />
R
<br /> liebe Szintilla,<br /> finde Dein Märchen sehr schön und die Idee mit den Dialekten ganz toll. Habe mich köstlich amüsiert und bei dem, mich am meisten betreffenden berlinerischen gekugelt vor Lachen.<br /> <br /> Viele Grüsse Reni<br /> <br /> <br />
Antworten
S
<br /> Liebe Reni, vielen Dank für deinen netten Kommentar. Ich freu mich wenn auch anderen das Lesen der unterschiedlichen Dialekte gefällt. Ich hoffe, dass es mir im Laufe der Zeit gelingt hier noch<br /> viele andere Dialekte vorzustellen. Liebe Grüße, Szintilla<br /> <br /> <br />
P
<br /> Ich lese doch so gerne Märchen, und dieses ist ab sofort eines meiner Lieblingsmärchen ! Sehr symbolisch, die Gefangenschaft der Zwerge in den Nüssen. Ich sag's ja immer, wer am Besitz hängt ist<br /> besessen. Ganz grosse Klasse, bravo !<br /> <br /> Wenn ich etwas Zeit habe, würde ich das Märchen gerne mal in französisch übersetzen und mit Deinen Erdnüssen und Link hierher in meinem französischen Blog veröffentlichen. Wäre Dir das auch recht ?<br /> <br /> <br />
Antworten
S
<br /> <br /> Ich freu mich natürlich über das tolle Lob, danke und natürlich hab ich nichts dagegen, wenn du das Märchen übersetzt und dann mit Link auf deinen französischen Blog stellst. Die<br /> Fotos hat mein Sohnemann gemacht, auch der ist einverstanden. *g* Also tu dir keinen Zwang an, ich kann nämlich kein französisch und es ist bestimmt spannend für mich es in einer andere Sprache<br /> zu sehen (lesen kann ich ja nicht sagen *g*). Mir kam dazu noch ein andere Idee, aber dazu muss ich erst mal ein bisschen recherchieren. Ich freu mich auf mein frz. Märchen. *zwinker<br /> <br /> <br /> <br />
S
<br /> Liebe Szintilla,<br /> ... eine geniale Fabel hast du geschrieben, ich bin fasziniert von Wortwahl und des Lernprozesses, die sie vermittelt. Herzliche Gratulation dazu und liebe Grüsse in einen hoffentlich sonnigen<br /> Sonntag, Sichtwiese<br /> <br /> <br />
Antworten
S
<br /> Liebe Sichtwiese, vielen Dank für das feedback zur Fabel. Vor vielen Jahren, als meine Kinder noch kein waren, machte sie eine Bekannte beim Erdnüsseknacken auf die kleine Zwerge im Inneren<br /> aufmerksam. Irgendwas spukte mir seitdem, mit den Zwergen in den Nüssen, im Kopf herum, ich wusste nur nicht was ich draus machen sollte. Die zündende Idee kam dann plötzlich, als ich statt<br /> Schokolade zu Hause nur noch Nüsse (und die Kokosnuss) fand. Diese Fabel hat also eine mächtig lange Enstehungsgeschichte und war dann am Ende nur noch eine zwei Stunden Aktion. Es gibt Dinge<br /> die schwelen irre lang bevor sie Realität werden. :-)  Ich wünsch dir einen gemütlichen Sonntag, liebe Grüße, Szintilla<br /> <br /> <br />