Der Reiher und ich
Samstagmittag, noch schnell etwas fürs Wochenende einkaufen - , nur kurz, ganz schnell.
Nach dem Einkauf reifte die Idee, nur mal schnell, ganz kurz, auf einen Kaffee, bei einer Bekannten anklingeln. Aus ganz kurz, wurde ein fröhlicher Übermittagtratsch. Wir saßen mit dem Becher heißen Kaffee im Warmen, während sich meine frischgekauften Frühlingsblümchen (Primeln und Hyazinthen) im Kofferraum, bei minus vier Grad, ihre Wurzelfüßchen abfroren. Den Tiefkühlartikeln dagegen ging es gut. Auf dem Rückweg nach Hause, gut 100 m vor der Haustür, saß er dann da - der Reiher. Zwei Meter von der Straße entfernt auf dem Acker und stand, wie ein zur Dekoration aufgestellter Plastikvogel, unbeweglich in der Landschaft. Und natürlich hatte ich ausgerechnet wieder keine Kamera dabei - Shit.
Also nach Hause, die Wohnung gestürmt, Kamera geschnappt, wortlos einen verwirrten Sohn zurückgelassen und die 100 m wieder zurückgefahren. Und er stand immer noch völlig bewegungslos - genauso solange, bis ich das Auto anhielt, das Fenster runterfuhr und die Kamera in Position brachte.
In dem Moment hob er ab, flog einen weiten Bogen, ...
... um dann etliche Meter weiter, mitten im Feld, erneut zu landen. Gerade soweit, dass ich soeben den digitalen Zoom brauchte.
Schöne Schussposition, ade! Erwischt hab ich ihn trotzdem, wenn auch wieder nur in unzureichender Qualität, Reiher und ich wir stehen irgendwie auf Kriegsfuß zueinander. Ob die Frühlingsblümchen mir diese Eskapaden verzeihen, wage ich auch zu bezweifeln. Das werde ich hin den nächsten Tagen sehen, ob sie ihre Blüten und Blätter hängen lassen, ob die Primel doch ihre zarten gelben Blüten öffnet und die Hyazinthe ihre blaue Blüte ans Licht schiebt. Wenn nicht, ist das der Preis, den ich wegen des Kaffeeklatsches und der Fotosafari zahlen muss. Es kostet eben immer alles irgendwas ...