Like it, der Gefällt-mir-Button
Schon Ende des vergangenen Jahres wollte ich darüber schreiben, warum es bei mir keinen „Gefällt mir" Button gibt. Dann kam etwas dazwischen und es geriet in Vergessenheit. Die kürzlich wiederholte Frage nach dem Button hat mich wieder daran erinnert.
Folgenden Gründe sprechen für mich dagegen:
Seit Monaten läuft eine Debatte darüber, ob man ihn nun erlauben soll oder nicht. Die Datenschützer sehen eine Gefahr. Aus einigen kommerziellen Webseiten ist er inzwischen aus Datenschutzgründen schon wieder verschwunden.
Ich muss sagen, ich fühle mich nicht besonders wohl, wenn ich Webseiten besuche, die einen solchen Button eingebunden haben. Ich mag einfach nicht Teil eines Datenpools sein, der sich in einer monopolistischen Hand befindet und bei dem ich keine Ahnung habe wie und zu welchem Zweck und welche Daten überhaupt erhoben werden.
Die Tatsache, dass die IP-Adressen mit der zuvor besuchten Seite, der danach aufgerufenen Seite und die Verweildauer des Besuchs gespeichert werden nervt schon. Des weiteren wird an Facebook aber auch übermittelt welcher Browser genutzt wird und welche technischen Daten der PC von dem aus gearbeitet wird hat.
Es muss nur ein Cookie herum liegen auf dem Nutzerdaten gespeichert sind und schon ist alles einer bestimmten Person zuzuordnen. Wie das bei Facebook Nutzern möglich ist, wo nach meinen Kenntnisstand auch die Nutzerkennnummer übermittelt wird. So lassen sich Vorlieben, Interessen, Konsumverhalten und viele andere Dinge mehr ermitteln und zuordnen. Wer hat bei dem Datenaufkommen Interesse an dem Nutzerverhalten eines einzelnen Users? Wem dienen diese Daten? Vorrangig vermutlich der Werbeindustrie, Firmen zahlen viel Geld für Nutzerprofile. Wo letztlich alle diese gesammelten Daten landen kann niemand sagen. Verwerflich finde ich, dass man noch nicht einmal selbst einen Facebook Account besitzen oder gar den Button anklicken muss, es reicht der Besuch auf der Seite, die diesen Button eingebunden hat. Und nirgendwo steht: Achtung, hier werden ihre persönlichen Nutzer-Daten abgegriffen!
Wer weiß denn schon, dass bei jedem Besuch einer Webseite mit eingebundenem Gefällt-mir-Button, Daten von ihm erhoben werden? Ich wusste es lange Zeit nicht. Und jeder der nun meint, das wäre ja nicht schlimm, wenn Daten erhoben werden, der wird sich vielleicht eines Tages sehr wundern, warum er möglicherweise einen von ihm begehrten Job nicht bekommt oder anderweitig auf Probleme stößt, die vielleicht mit seinen Interessen zu tun haben.
Denkbar ist doch zum Beispiel, dass auf den Webseiten die ich besuche, nur noch Informationen erscheinen die mit meinen Interessen zu tun haben. Personalisierte Werbung gibt es doch schon. Habe ich mich vor einigen Monaten noch gewundert wieso es plötzlich auf den von mir besuchten Webseiten von Werbung wimmelte, die ich mir kürzlich gezielt ansah, ist mir jetzt klar warum das so ist. Wenn ich mir ein Buch ansehe, mich darüber informierte, möchte ich es nicht 20 mal unter die Nase gerieben bekommen, bis ich mürbe gekocht bin und es endlich kaufe. Mich nervt das!
Wie viel an zufälliger Information entgeht mir aber, wenn ich durch gelenkte Informationspolitik nur in bestimmte Richtungen geleitet werde. Ein Schelm wer dabei an Manipulationsmöglichkeiten denkt.
Aber mal ganz abgesehen von den datenschutzrechtlichen Gründen, mag ich den "Gefällt-mir-Button" auch nicht, weil dieses schnelle „Klick-> gefällt mir" nichts aussagt. Im Gegenteil, ein Nutzer kommt auf die Seite sieht 20 like it und fühlt sich genötigt auch zu liken, denn wenn das viele Freunde, Bekannte, aber auch Fremde gut finden, muss es ja gut sein, also ein schneller Klick, der tut nicht weh, hat keine Konsequenzen. Wirkt da nicht der Herdentrieb? Die Gruppendynamik? Man muss für seine Meinung nicht Stellung beziehen, man schließt sich nur der Mehrheit an. Klick.
Der schnell gesetzte Klick spornt mich nicht zu mehr oder besseren Beiträgen an. Das allein tun Kommentare die einen Inhalt, eine individuelle Meinung haben, die den Inhalt des Posts aufgreifen, ihn ergänzen, weiterführen oder konstruktive Kritik üben. Aus dem bequemen und schnellen Klick geht das Interesse des Lesers nicht hervor. Was gefällt ihm? Das Thema, das Layout, das Foto, der Text? Wodurch fühlt er sich angesprochen? Der Klick sagt mir davon nichts. Wenn ich mir anschaue wie oft er unter schlimmen Berichterstattungen gedrückt wird, bei Katatsrophen Unfallberichten, dann bekomme ich das Grausen.
Ich freue mich über jeden Kommentar, aber ich erwarte keinen. Auch Stammleser können oder wollen nicht immer und zu jedem Thema etwas sagen und das ist doch völlig okay. Also wer mag der soll fleißig, viel und gerne kommentieren, aber das für mich seelenlose Klicken wird es hier nicht geben, solange ich einen Einfluss darauf habe und er nicht von over-blog fest installiert wird.