Dezemberpusteblume

Was sagt man denn dazu, gestern Nachmittag entdeckte ich auf der Wiese vor dem Haus doch tatsächlich einige Pusteblumen. Wir haben Dezember, laut Kalender ist es Winter. Die Temperaturen sind auch ein wenig gefallen, bewegten sich gestern um minus ein Grad und ich durfte frühmorgens sogar die Scheiben des Autos vom Frost befreien, im Laufe des Tages schneegrieselte es auch ein wenig. Heute sind es schon wieder 3Grad und Nieselregen. Schmuddelwetter.
Aber die Samenschirmchen des Löwenzahns sind mutig genug, sich vom Wind in die Welt tragen zu lassen.Es erscheint mir so, dass alles durcheinander geraten ist. Nichts ist so wie es sein soll. Nicht nur in mir ist gefühlte Unordnung, auch im Außen zeigt sich ein Durcheinander, das es zu ordnen gilt. Nichts fühlt sich wirklich richtig an. Ich lebe mit Provisorien, mache Abstriche und erwarte, dass sie sich eines Tages auszahlen, klebe in Umständen fest die mir nicht besonders gut gefallen und doch bin ich wie dieser kleine Löwenzahn und sende meinen Samenschirmchen aus, egal wie sich die Außenwelt präsentiert, ob ich Gegenwind habe oder in eisigem Frost erfriere, ob der Boden unter mir aus Treibsand zu bestehen scheint oder ich in der Trockenheit einer endlosen Dürre vertrockne. Ich schicke die Samenkörnchen mit dem Wind auf die Reise in der Hoffnung meine Botschaften, Taten, Handlungen fallen auf fruchtbaren Boden und finden günstige Bedingungen für ihr Wachstum.
Dieses unstrukturierte Chaos, das mich wieder und wieder mit neuen Dingen konfrontiert liegt mir nicht besonders. Mir fehlen Ordnung, Regelungen, Strukturen, Sicherheiten, Dinge auf die Verlass ist, die meinen Wurzeln Halt bieten, um sich entfalten zu können.
Die Natur zeigt uns immer wieder einen unbändigen Lebenswillen, eine ungebrochene Kraft wachsen zu wollen und deshalb schaue ich gern hinaus und ihr zu, weil ich, auch wenn sich dunkle Wolken über meinen Haus befinden, sicher sein kann, das es den blauen Himmel dennoch gibt.