Seltsame Fügungen zum Jahresende
Seltsam war zum Beispiel der gestrige Nachmittag. Kurz nach 17 Uhr war für mich die Pflicht zuende und ich tat was ich mir vorgenommen hatte, Teetrinken, in Büchern stöbern, zeichnen. Der Weihnachtsengel ist raus aus meinem Kopf, ebenso der 'kampfeslustige' Elch, der mehr ein Hirsch geworden ist, jetzt knuspert nur noch das Mondmäuschen in mir herum, dessen Geschichte sich grad noch verwebt... und bei all diesem "Gekrame" kam mir die spontan Eingebung was mir fehlte. Es war jemand der etwas von mir wollte. Jemand der unsichtbar in einem anderen Zimmer hockt und von dem ich erwarte, dass er gleich zur Tür herein kommt und mich aufschreckt mit: "Haste ma, kannzte ma, kommzte ma, guckste ma..." Das Gedankenkreisen darum, dass es so ungewöhnlich ruhig war störte, es fehlte die innerliche Ruhe, die ich nur habe, wenn ich weiß alles ist so wie es sein sollte - alles ist wie immer. So ist das mit uns Kopf-hinterher-trag-Müttern, partnerorientierten Vollzeit-Mutter-Theresas oder durchorganisierten kampferprobten Amazonen..., wir sind es gewohnt immer in Rufbereitschaft zu sein und wenn es dann mal nicht so ist, dann fehlt uns was, dann ist es uns auch nicht recht...
Aber nicht nur das ist seltsam, gerade jetzt, ganz aktuell in der Adventszeit fühlen sich die Tage ungewöhnlich an für mich. Ein paar außergewöhnliche Ereignisse geben das Ihre dazu. Bekam ich doch aus heiterem Himmel eine e-mail von einer ehemaligen Schulkameradin. Seit über 30 Jahre habe ich sie nicht mehr gesehen und auch nichts von ihr gehört. Ein schönes Gefühl löste diese Nachricht aus, denn sie war eine von den Wenigen mit der mich etwas mehr verband, als der zufällig zusammengewürfelte Haufen Schulkinder in einer Klasse. Ansonsten hab ich nur noch einen paar Namen im Kopf, aber so gut wie keine Erinnerungen, weder an die Schule, die Begebenheiten, an die Klasse..., die Lehrer, bis auf wenige Ausnahmen ist alles weg...(die Schule inzwischen auch, die gibt es nicht mehr). Ich hab auch keine Fotos die bei der Erinnerung hilfreich sein könnten. Damals bei der Entlassung war ich froh der Schule zu entkommen und sie nicht mehr betreten zu müssen, tat ich das im letzten Schuljahr schon sehr ungern. Ich hatte ein paar Fehltage mehr als es gebraucht hätte. In einer spontanen Aktion hab ich nach der Schulentlassung so ziemlich alles in die Tonne geworfen was an Schule erinnerte. Das hab ich inzwischen so sehr bereut, dass ich mir einige Schulbücher auf Trödelmärkten wieder beschafft habe. *g* Um so mehr freut mich diese überraschende e-mail, denn es ist schön mir jemanden zu schreiben oder zu reden, der die gleichen Erinnerungen teilt, mit dem man ein gemeinsames Stück des Lebensweges ging. Wer weiß was gemeinsame Erinnerungen an Tageslicht befördern könnten? Möglicherweise sind meine Erinnerungslücken auch ganz gut...
Das zweite seltsame Ereignis ist, dass sich bei "the next generation" innerhalb der Familie Veränderungen ergaben mit denen ich kaum gerechnet hätte, herrschte doch, nach einer sehr freundschaftlichen Verbindung fast zwei Jahre lang Funkstille und ein gezieltes AUS-DEM-WEG-GEHEN und jetzt... Vorsichtige e-mails, ein erstes zaghaftes, unsicheres Wiedertreffen. Es hat mir ein wenig die Sprache verschlagen, aber ich freu mich sehr für die Beiden, die trotz ihres jugendlichen Alters (oder gerade deshalb) die Größe haben sich Fehler zu vergeben und wieder aufeinander zugehen können. Schön das diese Freundschaft die Möglichkeit bekommt weiterzuwachsen. Mal sehen, was da das neue Jahr bringt, das würde schon ins gelesene Horoskop passen..
...und dann war da noch diese (besondere) Kurve, die ich mit viel Jongliererei so gerade eben noch bekommen habe, bevor es mich eiskalt erwischte... nochmal Glück gehabt...
2009 trägt hoffentlich die Früchte der in der Vergangenheit gesetzten Samenkörner. Es wäre schön leicht und sorglos durch das neue Jahr zu schlendern und nur ein wenig die Arme recken zu müssen, um die reifen Früchte abzupflücken und nach Hause zu tragen. Zur Not zieh ich auch mit Freude einen schweren Handkarren...
Ich seh mich schon schleppen und abrackern beim Ernten.