Die Nachgiebige
Muss ich mir nun Sorgen machen oder nicht?
Ich lebe nun schon über ein halbes Jahrhundert mit mir - wie das klingt, ein halbes Jahrhundert. Das erinnert mich daran, dass ich mal, nach dem Vorlesen einer Dinosauriergeschichte, von einem Kindergartenkind gefragt wurde, ob ich die Dinosaurier noch gekannt habe. Manchmal fühle ich mich fast so. *g*
Aber Sorgen muss ich mir wahrscheinlich um etwas anders machen. Nämlich um Nachgiebigkeit. Sagte mir doch jemand - ich wäre zu nachgiebig, würde zu wenig auf meine Belange achten, mich zu sehr nach anderen richten. Zuerst einmal habe ich das abgewehrt - ich doch nicht. Ich achte doch auf mich, so gut es eben geht.
Und genau über das 'so gut das eben geht' stolperte ich. Geht das denn überhaupt? Und ist es nicht tatsächlich so, dass ich mich oft in Situationen wiederfinde, in denen ich das mache, machen muss, was andere wollen und ich mir dazu auch noch einrede ICH will das auch oder zumindest ich müsste das, weil ...
Meinen Willen sollte ich einfach beherzt durchsetzen, Forderungen stellen, selbstbewusst sein ..., soweit die klare Ansage an mich. Es stimmt, blöderweise kann ich das meist nur für andere.
ich frag mich nun wie groß ist der Radius des eigenen Willens, reicht er über die eigene Wohnungstür hinaus?
Drei Monate alltagslebenveränderde Maßnahmen haben Spuren hinterlassen - nicht so wie ich es zuvor dachte, aber doch erheblich ... Sie haben mich konfrontiert, mir Dinge aufgezeigt, Hoffnungen geweckt und gleich wieder zerschlagen ...
Äußere Einflüsse schlagen sich auf innere Befindlichkeiten nieder, nicht immer lege ich deshalb die Ausgeglichenheit an den Tag, die Menschen in meiner Umgebung (in der Regel) von mir kennen. So kann es schon mal sein, dass ich unüblich zickig reagiere.
Bin ich zickig - NEIN - ich bin emotionsflexibel und die kleinen Macken, die sich zu mir gesellten, sind Spezialeffekts die es braucht, um wenigstens zeitweise das Leben aus dem Einheitsalltagsallerlei zu befreien.
Das Leben ist eine Achterbahn und Achterbahnfahren vertrage ich überhaupt nicht. Wohl deshalb gebe ich oft nach und lasse die Achterbahn meist ohne mich die Höhen erklimmen und Tiefen erforschen, aber ...
... nur zugucken ist auf Dauer auch blöd ..., vielleicht sollte ich mir doch Sorgen oder wenigstens ein paar Gedanken dazu machen?