Frustzöpfe
Von Zeit zu Zeit erlebe ich ein Kribbeln in den Fingerspitzen. Eine nervöse Unruhe befällt mich und ich liebäugle mehrmals täglich mit der Schere bis ich sie dann in einem "spontanen" Anfall ergreife und zum Spiegel eile. Der Prozess zwischen erstem Kribbeln und dem Greifen der Schere kann sich über Tage, aber auch Wochen hinziehen. Manchmal reicht innerhalb dieser Zeit ein kleines Frusterlebnis und binnen einer Minute ist er ab - der alte Zopf.
Es heißt Frauen verändern in neuen Lebenssituationen (oder davor oder danach) ihre Frisur. Ich passe nicht in das Schema, denn die Frisur ist immer dieselbe. Marke: "Löwenmähne", nur die Länge variiert. Manchmal hält der löwenmähnige Wildwuchs zwei oder sogar drei Jahre, bis, ja - bis es zu diesem Kribbeln kommt, das mir anzeigt: Der Zopf ist reif!
Vorgestern war es wieder einmal so weit. Es reichte ein Telefonat. Eine schnöde Terminabsage. Da sich diese Terminabsagen häufen, mir einerseits mehr Freizeit bescheren, sich aber andrerseits schmerzlich in der Geldbörse am Ende des Monats bemerkbar machen, kam es zur "spontanen Selbstverstümmelung".
Liebe Psychologen - keine Panik, es geht mir gut, danke! Ein 25 cm Zopf, nein eigentlich zwei sind ja jetzt ab!
Der Kopf ist leichter, lässt sich einfacher oben tragen (jetzt habe ich das Problem, dass ich leichter abhebe, aba irgendwatt is ja imma). Gefallen tut es mir obendrein auch wieder einmal jemand Anderen im Spiegel zu begrüßen.
Kurz ist die die haarige Angelegenheit trotzdem noch nicht, denn schulterlang ist die Mähne immer noch. Jetzt wird sie in (ihrer) Kürze noch jahreszeitlich angepasst, Kastanie oder Mahagonie ist eine zeitgemäße Tönung und dann ...
... dann hole ich zum Rundumschlag aus und werde einfach keine Termine mehr annehmen, dann kann auch niemand absagen. So einfach können Lösungen sein.
Take it easy!