Gewaschene Kommunikation
Habe ich schon mal geschrieben, dass ich das Telefonieren nicht mag? Jedes Mal wenn das Telefon klingelt, schrecke ich zusammen. Mit dem Telefon stehe ich seit jeher auf dem Kriegsfuß, was sich in der vergangenen Woche wieder deutlich zeigte. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass mein Unbewusstes mein Handy loswerden wollte.
Ich ließ es unabsichtlich im Auto liegen oder auf dem Tisch und fuhr ohne Handy los und war so einfach nicht erreichbar. Schade, dass ich es nicht richtig genießen konnte, denn ich bemerkte es erst, als ich wieder zu Hause war, bzw. morgens ins Auto stieg und es dort brav in der Konsole liegend vorfand.
Ich sinnierte also darüber nach, wie es schön es ohne diese ständige Erreichbarkeit war/ist. Ich sinnierte auch noch, als ich die Waschmaschine anstellte und ein ungewöhnliches Gepolter in der Maschinentrommel hörte. Ein paar Umdrehungen dachte ich nun darüber nach was zum Teufel diese Geräusche verursachte, bevor ich die Maschine abpumpte und ausräumte. Als ich dem Gepolter auf die Spur kam, war ich sicher mein unbewusster Wunsch nach Telefonfreiheit hat sich durchgesetzt, denn ich hatte mein Handy gewaschen. 40 Grad Wäsche, einige Umdrehungen im Wasser plus die Zeit, die es braucht um die Maschine leer zu pumpen.
Im Geiste fluchte ich über meine Schusseligkeit, darüber, dass ich mich nun nach sieben Jahren an ein neues Handy würde gewöhnen müssen und darüber, dass eine nicht eingeplante Geldausgabe den Finanzplan durcheinander bringen würde. Vielfältige Gedanken, während ich das triefend nasse Handy aus seiner Schutzhülle zog.
Ein Rettungsprogramm hielt ich für relativ aussichtslos, aber dennoch ... Ich habe es auseinander genommen, abgetrocknet und auf die Terrasse in die Sonne gelegt, abends war das Display immer noch beschlagen. Das Handy übernachtete anschließend in einer Schale gut umhüllt von trockenem Reis. Am nächsten Tag, baute ich es zusammen und startete es ziemlich hoffnungslos. Erwartungsgemäß tat sich, außer einem kurzen Aufleuchten, nichts. Das wars dann wohl, aber so ganz aufgeben wollte ich noch nicht, also hängte ich es an die Steckdose und versuchte nach einer Stunde noch einmal es zu starten. Was soll ich sagen, es tat problemlos seinen Dienst.
Ein Bild von 2011, da liegt es schon mittendrin zwischen all den anderen Drückerlis ...
schon fast ein technischer Dinosaurier.
Braves altes Handy, ein Siemens A70 aus dem Jahr 2004 und ich bin froh kein neues kaufen zu müssen, denn das erfüllt genau das was ich von einem Telefon erwarte. Nämlich dass ich damit telefonieren kann, (wenn es denn sein muss) und dass ich SMS schreiben und empfangen kann. Für alles andere habe ich andere Geräte. Eine Digitalkamera, mit der ich nicht telefonieren will und einen Laptop, der mir alle andern medialen Möglichkeiten eröffnet.
Noch sehe ich für mich keinen Sinn in einem Smartphone und solange sich mir dieser nicht erschließt oder zwangsläufig aufdrängt, werde ich meinen alten Handy (jetzt erst recht) treu bleiben, bis es mich aus Altersschwäche oder einer erneuten Schusseligkeit von mir endgültig verlässt, denn jetzt telefoniere ich mit einem sauberen Handy.